Antidepressiva
Antidepressiva sind Psychopharmaka zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Schmerzen, die die Stimmung aufhellen und den Antrieb normalisieren sollen, indem sie das Gleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn wiederherstellen. Sie wirken nicht sofort, sind keine Aufputsch- oder Beruhigungsmittel und sind oft Teil einer umfassenden Therapie, die auch Psychotherapie beinhalten kann.
Wirkungsweise
- Antidepressiva beeinflussen die Informationsweitergabe zwischen Nervenzellen im Gehirn, die hauptsächlich durch Botenstoffe erfolgt.
- Sie sollen ein Ungleichgewicht dieser Botenstoffe ausgleichen, was zu einer Linderung depressiver Symptome führt.
- Sie sind nicht dazu gedacht, Glücksgefühle auszulösen, sondern sollen den Betroffenen helfen, sich wieder normal zu fühlen.
Anwendungsbereiche:
- Depressionen
Sie werden zur Behandlung von mittelschweren, schweren und chronischen Depressionen eingesetzt. - Angst– und Panikstörungen
Auch bei diesen Erkrankungen kommen Antidepressiva zum Einsatz. - Schmerztherapie
Einige Antidepressiva werden auch zur Linderung bestimmter Schmerzen eingesetzt.
Wichtig zu wissen
- Nicht sofort wirksam
Die volle Wirkung tritt erst nach einigen Wochen ein. - Kombinationstherapie
Oft werden Antidepressiva mit einer Psychotherapie kombiniert. - Nebenwirkungen
Es können verschiedene Nebenwirkungen auftreten, die individuell unterschiedlich sind und von einer Gewichtszunahme bis hin zu sexuellen Funktionsstörungen reichen können. - Ausschleichen
Antidepressiva müssen nach Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin schrittweise abgesetzt werden, da sonst Probleme auftreten können. - Keine Wundermittel
Sie sind ein Hilfsmittel, das die Chance auf Besserung erhöht, aber keine Garantie darstellt.
Welche Arten von Antidepressiva gibt es?
Antidepressiva werden nach ihrer Wirkweise in verschiedene Klassen eingeteilt, darunter ältere Trizyklische Antidepressiva (TZA) und Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) mit vielen Nebenwirkungen, sowie neuere, oft besser verträgliche Medikamente wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) und Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI). Weitere moderne Optionen sind Melatonerge Antidepressiva für Schlafstörungen und Serotoninmodulatoren, während auch Ketamin als neuere Behandlungsform zur Verfügung steht. Die Wahl des Medikaments hängt von der individuellen Situation und den Symptomen ab, wobei ältere Medikamente wegen ihrer Nebenwirkungen seltener eingesetzt werden.
- Trizyklische Antidepressiva (TZA):
Dies ist eine ältere Medikamentenklasse, die die Wiederaufnahme von Serotonin und/oder Noradrenalin im Gehirn beeinflusst, was aber auch andere Neurotransmitter und eine breite Palette an Nebenwirkungen mit sich bringt, wie Müdigkeit. - Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer):
Diese sind ebenfalls eine ältere Generation von Antidepressiva, die eine andere Wirkweise haben und weniger häufig verschrieben werden. - Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI):
Diese Medikamente erhöhen die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn, indem sie dessen Wiederaufnahme blockieren. Sie werden häufig bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt und haben weniger Nebenwirkungen als ältere Medikamente, können aber auch zu Nebenwirkungen wie Unruhe oder dem Serotonin-Syndrom führen. - Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI):
Ähnlich wie SSRI beeinflussen SNRI die Wiederaufnahme von Serotonin, aber auch die von Noradrenalin, und sind ebenfalls eine häufig verwendete Medikamentenklasse. - Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI):
Diese Klasse beeinflusst die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. - Melatonerge Antidepressiva:
Diese Medikamente wirken auf Rezeptoren für Serotonin und Melatonin, dem Schlafhormon. Sie können den Schlafrhythmus verbessern und Schlafstörungen lindern, was bei Depressionen oft hilfreich ist. - Serotoninmodulatoren:
Diese Antidepressiva blockieren bestimmte Serotonin-Rezeptoren und wirken anders als SSRI. - Ketamin und Esketamin:
Diese sind neuere Behandlungsformen, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können.
Warum gibt es verschiedene Arten?
Die Wahl der Antidepressiva-Art ist sehr individuell und hängt von den spezifischen Symptomen des Patienten ab. Neuere Medikamente wie SSRI und SNRI werden oft bevorzugt, da sie generell besser verträglich sind und weniger Nebenwirkungen als die älteren TZA und MAO-Hemmer haben.
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