Selbstfürsorge

In der Psychologie bezeichnet Selbstfürsorge (Self-Care) das bewusste und aktive Bemühen, für die eigene physische, emotionale und mentale Gesundheit zu sorgen. Sie ist ein zentraler Pfeiler der psychischen Stabilität, Stressbewältigung und Resilienz.
Entgegen dem Missverständnis, es sei Egoismus, ist Selbstfürsorge eine Notwendigkeit und die Grundlage dafür, langfristig leistungsfähig und emotional verfügbar – auch für andere – zu sein.

Die fünf psychologischen Säulen der Selbstfürsorge

Selbstfürsorge wird in der psychologischen Praxis oft in verschiedene Ebenen unterteilt, die zusammen das gesamte Wohlbefinden abdecken:

1. Physische Selbstfürsorge (Körper)

Hier geht es um die grundlegendsten Bedürfnisse des Körpers, die die Basis für die psychische Leistungsfähigkeit legen.

  • Schlaf:
    Ausreichend qualitativer Schlaf zur Regeneration des Gehirns.
  • Ernährung:
    Eine ausgewogene, regelmäßige Nährstoffzufuhr.
  • Bewegung:
    Körperliche Aktivität (wie Sport oder Spaziergänge) zum Stressabbau und zur Stimmungsaufhellung (Ausschüttung von Endorphinen).
  • Medizinische Versorgung:
    Wahrnehmen von Arztterminen und Check-ups.

2. Emotionale Selbstfürsorge (Gefühle)

Diese Ebene beinhaltet den bewussten Umgang mit den eigenen Emotionen, statt sie zu verdrängen.

  • Gefühlswahrnehmung:
    Erlauben und Annehmen aller Gefühle (auch Wut, Trauer, Frustration) ohne Verurteilung.
  • Ausdruck:
    Wege finden, Gefühle auszudrücken (z. B. durch Gespräche, Tagebuch schreiben, Kreativität).
  • Selbstmitgefühl:
    Sich selbst mit Freundlichkeit und Nachsicht behandeln, besonders bei Fehlern oder Rückschlägen.

3. Mentale/Kognitive Selbstfürsorge (Verstand)

Hier steht die geistige Erholung und die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Gedankenmustern im Fokus.

  • Gedankenhygiene:
    Negative oder selbstkritische Gedankenmuster erkennen und aktiv hinterfragen (z. B. im Sinne der Kognitiven Verhaltenstherapie).
  • Achtsamkeit:
    Praktiken, um den Geist zur Ruhe zu bringen und im Hier und Jetzt präsent zu sein (Meditation, bewusste Pausen).
  • Stimulation:
    Geistige Anregung durch Lesen, Lernen oder Hobbys, die nicht arbeitsbezogen sind.

4. Soziale Selbstfürsorge (Beziehungen)

Sie umfasst das Pflegen unterstützender Beziehungen und das Setzen von Grenzen.

  • Grenzen setzen:
    Lernen, „Nein“ zu sagen, um Überforderung zu vermeiden und die eigenen Bedürfnisse zu schützen.
  • Beziehungen pflegen:
    Zeit mit Menschen verbringen, die guttun, die Kraft geben und emotionalen Halt bieten.
  • Toxische Kontakte reduzieren:
    Bewusste Abgrenzung von Beziehungen, die Energie rauben oder belasten.

5. Spirituelle/Sinnstiftende Selbstfürsorge (Werte)

Diese Ebene bezieht sich auf die Verbindung zu Werten, die dem eigenen Leben Sinn und Orientierung geben.

  • Wertebewusstsein:
    Leben und Handeln im Einklang mit den eigenen tiefsten Werten und Überzeugungen.
  • Sinnstiftung:
    Engagement in Aktivitäten, die einen größeren Zweck erfüllen (Ehrenamt, Hobbys, Kreativität).
  • Naturerfahrung:
    Zeit in der Natur verbringen, um zur Ruhe zu kommen und eine Perspektive zu gewinnen.

Selbstfürsorge in der Burnout-Prävention

Psychologisch gesehen ist eine konsequente Selbstfürsorge die wirksamste präventive Maßnahme gegen Stress, Erschöpfung und Burnout.

  • Pufferwirkung:
    Durch regelmäßige Fürsorge-Maßnahmen wird ein emotionaler und körperlicher Puffer aufgebaut. Dadurch wird die Resilienz (die psychische Widerstandsfähigkeit) gestärkt, und die Person kann stressige Phasen besser überstehen, ohne langfristige Schäden davonzutragen.
  • Früherkennung:
    Selbstfürsorge erfordert das bewusste Wahrnehmen der eigenen Grenzen und Belastungen. Wer gut für sich sorgt, erkennt Frühwarnzeichen (wie Schlafstörungen, Reizbarkeit oder anhaltende Müdigkeit) schneller und kann frühzeitig gegensteuern, anstatt sich ins Burnout zu manövrieren.
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