Schizoide Persönlichkeitsstörung (SPS)

Die Schizoide Persönlichkeitsstörung (SPS) ist eine psychische Störung, die zu den Cluster A-Persönlichkeitsstörungen („sonderbar, exzentrisch“) gehört. Sie ist durch ein tiefgreifendes Muster von Distanzierung von sozialen Beziehungen und eine stark eingeschränkte Bandbreite emotionaler Ausdrucksformen in zwischenmenschlichen Interaktionen gekennzeichnet.

Betroffene wirken auf andere oft kühl, distanziert und isoliert, da sie tatsächlich ein geringes oder gar kein Bedürfnis nach emotionaler Nähe oder sozialen Kontakten verspüren.

Kernmerkmale und Symptome

Nach den gängigen Klassifikationssystemen (ICD-10 und DSM-5) muss ein überdauerndes Muster vorliegen, das durch mindestens vier der folgenden Merkmale gekennzeichnet ist:

1. Desinteresse und Distanzierung

  • Mangelnder Wunsch nach engen Beziehungen:
    Weder Wunsch noch Freude an engen Beziehungen, einschließlich der Mitgliedschaft in einer Familie.
  • Bevorzugung einzelgängerischer Aktivitäten:
    Eine starke Präferenz, alleine zu sein und Freizeitaktivitäten oder Hobbys nachzugehen, die keine Interaktion mit anderen erfordern (z. B. Computerspiele, Naturstudien).
  • Geringes Interesse an Sexualität:
    Wenig bis kein Interesse an sexuellen Erfahrungen mit anderen.
  • Mangel an engen Freunden/Vertrauten:
    Haben außer Verwandten ersten Grades keine engen Freunde oder Vertrauten.
  • Gleichgültigkeit gegenüber Lob und Kritik:
    Sie scheinen sich nicht darum zu kümmern, was andere über sie denken, sei es positiv oder negativ.

2. Eingeschränkter emotionaler Ausdruck

  • Emotionale Kälte:
    Wirken emotional distanziert, kühl oder zeigen einen abgeflachten Affekt (begrenzte Palette an Mimik, Gestik und Stimmlage).
  • Vergnügen an wenigen Aktivitäten (Anhedonie):
    Empfinden an wenigen, wenn überhaupt, Aktivitäten Freude (im Gegensatz zu anderen Menschen, die eine breite Palette von Vergnügen erleben).

Abgrenzung

Ein wichtiger Punkt in der Psychologie ist die Unterscheidung von SPS zu anderen ähnlichen Störungen:

  • Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung:
    Menschen mit dieser Störung wünschen sich soziale Kontakte, meiden sie aber aus Angst vor Ablehnung oder Bloßstellung. Schizoide Personen wünschen keine engen Beziehungen; ihre Isolation ist selbstgewählt und verursacht ihnen in der Regel keinen Leidensdruck.
  • Schizotype Störung (F21 nach ICD-10):
    Diese Störung beinhaltet zusätzlich zu den sozialen Defiziten exzentrisches Verhalten und kognitive/wahrnehmungsbezogene Verzerrungen (z. B. magisches Denken oder ungewöhnliche Wahrnehmungen), die bei der SPS fehlen.
  • Schizophrenie:
    Die SPS gehört zum schizophrenienahen Cluster, beinhaltet aber keine echten psychotischen Symptome (Wahnvorstellungen, Halluzinationen) wie die Schizophrenie.

Ursachen und Therapie

  • Ursachen:
    Es wird eine multifaktorielle Ätiologie angenommen. Man vermutet eine genetische Komponente, da die Störung häufiger in Familien auftritt, in denen Schizophrenie oder schizotype Störungen vorkommen. Auch psychosoziale Faktoren in der frühen Entwicklung können eine Rolle spielen.
  • Behandlung:
    Die Behandlung ist oft herausfordernd, da die Betroffenen selten einen Leidensdruck bezüglich ihrer Isolation empfinden und daher gering motiviert sind, eine Therapie aufzunehmen. Wenn sie doch Hilfe suchen, ist dies oft aufgrund begleitender psychischer Probleme wie Depressionen oder Angststörungen. Ziel der Therapie ist nicht primär die Änderung der Persönlichkeit, sondern die Bewältigung des Alltags, die Verbesserung sozialer Kompetenzen und die Linderung von Komorbiditäten.
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