Ekel
Ekel ist eine Basisemotion in der Psychologie, die durch eine starke Abneigung und Ablehnung gegenüber bestimmten Reizen gekennzeichnet ist. Sie wird als universell betrachtet und besitzt eine zentrale Schutzfunktion für den Organismus.
Funktion und Evolutionstheorie
Die primäre Funktion des Ekels ist adaptiv (anpassungsfördernd) und tief in der Evolution verwurzelt. Sie wird oft als Teil eines „Verhaltensimmunsystems“ beschrieben, das den Körper vor Infektionen und Krankheiten schützt, bevor diese eindringen können.
- Schutz vor Kontamination:
Ekel motiviert zur Vermeidung und Abwehr von Substanzen oder Objekten, die eine potenzielle Quelle von Krankheitserregern darstellen (z. B. verdorbenes Essen, Fäkalien, Leichen, Schimmel). - Abstoßungsreaktion:
Die körperliche Reaktion ist eine Abstoßung; sie äußert sich oft in Würgereiz, Übelkeit und dem typischen Gesichtsausdruck (Hochziehen der Oberlippe, Runzeln der Nase), der dem Schutz vor Einatmung und Einnahme dient.
Ekelauslöser
Der Psychologe Paul Rozin unterscheidet verschiedene Kategorien von Ekelauslösern, die sich über die rein nahrungsbezogene Abwehr hinaus entwickelt haben:
- Kern-Ekel:
Ausgelöst durch Dinge, die potenziell schädlich oder infektiös bei oraler Aufnahme sind (z. B. Körperausscheidungen, Verwesung, verdorbenes Fleisch). - Tier-Ekel:
Ausgelöst durch Tiere, die als Krankheitsüberträger gelten (z. B. Ratten, Kakerlaken, Würmer). - Interpersoneller Ekel:
Ausgelöst durch mangelnde Hygiene oder bestimmte Körpermerkmale anderer Personen. - Moralischer Ekel:
Dies ist eine komplexere, sozial erworbene Form. Er wird durch unmoralisches, unsoziales oder ungerechtes Verhalten ausgelöst, das metaphorisch als „ekelhaft“ oder „widerwärtig“ empfunden wird (z. B. Verrat, Korruption, Missbrauch). In diesem Fall dient Ekel der Regulierung sozialer und moralischer Normen.
Klinische Bedeutung
Ekel spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Störungen:
- Zwangsstörungen (OCD):
Ekel vor Schmutz und Kontamination ist oft der zentrale Auslöser für Wasch- und Reinigungszwänge. - Spezifische Phobien:
Insbesondere die Blut-Verletzungs-Injektions-Phobie (BII-Phobie) ist oft stärker durch Ekel als durch Angst getrieben und kann zu Ohnmacht führen (vagale Reaktion). - Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):
Ekel und Selbstekel können als Reaktion auf erfahrene Grenzverletzungen, traumatische Ereignisse oder moralische Verletzungen entstehen.
Im therapeutischen Kontext ist die explizite Bearbeitung der Ekelreaktionen oft entscheidend für den Behandlungserfolg.
« zurück zum Glossar-Index