Kognitive Umstrukturierung

Die Kognitive Umstrukturierung ist eine der zentralen und wichtigsten Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Ihr Ziel ist es, dysfunktionale (nicht hilfreiche, oft negative oder verzerrte) Denkmuster zu erkennen, zu hinterfragen und durch realistischere und funktionalere (zielführendere) Kognitionen zu ersetzen.

Das Kognitive Modell

Der Methode liegt die Annahme zugrunde, dass nicht die Ereignisse selbst, sondern unsere Bewertung dieser Ereignisse (unsere Kognitionen) unsere Emotionen und unser Verhalten bestimmen. Die Umstrukturierung konzentriert sich auf die Veränderung dieser Bewertung.

Ablauf (oft nach dem ABC-Modell von Albert Ellis):

  • A –> Auslösende Situation (Activating Event)
  • B –> Bewertung (Belief/Gedanke)
  • C –> Consequenz (Emotionale oder Verhaltensmäßige Konsequenz)

Die Umstrukturierung zielt darauf ab, B zu verändern, um C positiv zu beeinflussen.

Der Prozess der Kognitiven Umstrukturierung (KU)

Die kognitive Umstrukturierung erfolgt in der Regel in einem strukturierten, kooperativen Vorgehen zwischen Therapeut und Patient:

SchrittBeschreibungTypische Methode
1. IdentifikationDer Patient lernt, seine automatischen dysfunktionalen Gedanken in konkreten Belastungssituationen zu bemerken und zu protokollieren.Gedankenprotokoll (Aufschreiben von Situation, Gefühl und Gedanke)
2. ÜberprüfungDie erkannten Gedanken werden kritisch auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Nützlichkeit überprüft. Der Patient sammelt Beweise für und gegen den Gedanken.Sokratischer Dialog (Gezielte Fragen wie: *„Was spricht für diesen Gedanken? Gibt es alternative Erklärungen? Was würde ein Freund in dieser Situation denken?“)
3. EntwicklungGemeinsames Erarbeiten von alternativen, realistischeren und hilfreicheren Gedanken, die die Situation angemessener bewerten.Formulierung funktionaler Selbstverbalisationen oder neuer Hypothesen.
4. Einübung/TransferDie neuen Kognitionen werden aktiv in den Alltag integriert und praktisch erprobt (Realitätstestung), um sie zu festigen.Verhaltensexperimente, Hausaufgaben, tägliches Aussprechen/Lesen der neuen Gedanken.

Typische Denkfehler (Kognitive Verzerrungen)

Die Umstrukturierung konzentriert sich oft auf die Korrektur dieser häufig auftretenden Denkverzerrungen (nach Aaron T. Beck):

  • Schwarz-Weiß-Denken (Dichotom):
    Alles wird in Extreme eingeteilt (z. B. „Ich muss perfekt sein, sonst bin ich ein totaler Versager“).
  • Katastrophisieren:
    Die schlimmstmögliche Konsequenz wird angenommen (z. B. „Wenn ich diesen Vortrag halte, blamiere ich mich völlig, und das ist das Ende meiner Karriere“).
  • Gedankenlesen:
    Annahme, die Gedanken anderer genau zu kennen, ohne Beweise zu haben (z. B. „Die Leute im Restaurant finden mich langweilig“).
  • Übergeneralisierung:
    Aus einem einzelnen negativen Ereignis wird eine allgemeingültige, zeitlich unbegrenzte Regel abgeleitet (z. B. „Ich habe bei dieser Prüfung versagt, also werde ich immer scheitern“).
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