Wohlbefinden
Wohlbefinden ist in der Psychologie ein vielschichtiges, komplexes Konzept, das mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit bedeutet. Es beschreibt einen langfristigen Zustand des psychischen und emotionalen Gleichgewichts, der mit einer positiven Bewertung des eigenen Lebens und dem Erleben von Sinn und persönlicher Entfaltung einhergeht.
Die Psychologie unterscheidet primär zwei Hauptformen des Wohlbefindens:
1. Hedonistisches Wohlbefinden (Subjektives Wohlbefinden)
Diese Perspektive fokussiert auf Glück und die Maximierung von Lust und die Minimierung von Schmerz.
- Definition:
Das Subjektive Wohlbefinden ist die selbst wahrgenommene Bewertung des eigenen Lebens. - Komponenten:
Es besteht aus zwei Hauptteilen:- Affektive Komponente:
Ein hohes Verhältnis von positiven Emotionen (Freude, Vergnügen) zu negativen Emotionen (Traurigkeit, Angst). - Kognitive Komponente:
Die Lebenszufriedenheit – die bewertende Beurteilung, inwieweit das eigene Leben den eigenen Zielen, Wünschen und Maßstäben entspricht.
- Affektive Komponente:
2. Eudaimonisches Wohlbefinden (Psychologisches Wohlbefinden)
Diese Perspektive, oft als Psychologisches Wohlbefinden bezeichnet, stammt aus der griechischen Philosophie (Eudaimonia = Gutes Leben/Gedeihen) und konzentriert sich auf das gelingende Leben durch die Verwirklichung des eigenen Potenzials und die Sinnhaftigkeit.
- Definition:
Beschreibt das Erleben eines sinnvollen Lebens durch die Entfaltung der persönlichen Stärken, persönliches Wachstum und das Verfolgen höherer Ziele. - Modell nach Carol Ryff:
Dieses Modell umfasst sechs Kerndimensionen:- Autonomie:
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. - Persönliches Wachstum:
Gefühl der stetigen Entwicklung und Offenheit für neue Erfahrungen. - Zweck/Sinn im Leben:
Das Erleben von Zielen, die dem Leben Bedeutung verleihen. - Selbstakzeptanz:
Eine positive Haltung sich selbst gegenüber und Akzeptanz der eigenen Schwächen. - Positive Beziehungen zu anderen:
Warme, vertrauensvolle und erfüllende Beziehungen. - Umweltkontrolle:
Die Fähigkeit, die eigene Umgebung aktiv zu gestalten und den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
- Autonomie:
Modell der Positiven Psychologie (PERMA)
Der Psychologe Martin Seligman, einer der Begründer der Positiven Psychologie, fasst die Faktoren des Wohlbefindens im PERMA-Modell zusammen. Er definiert Wohlbefinden als ein multikomponentielles Konstrukt, dessen Elemente viele Menschen um ihrer selbst willen anstreben:
- Positive Emotions (Positive Emotionen)
- Engagement (Engagement, z. B. durch Flow-Erleben)
- Relationships (Positive Beziehungen)
- Meaning (Sinn und Bedeutung im Leben)
- Accomplishment (Zielerreichung und Leistungserleben)
Einflussfaktoren und Schutzfaktoren
Wohlbefinden ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener Schutzfaktoren und Ressourcen:
- Persönliche Ressourcen:
- Resilienz (seelische Widerstandskraft),
- Selbstwirksamkeitserwartung (Glaube an die eigenen Fähigkeiten),
- Optimismus und
- Achtsamkeit.
- Soziale Ressourcen:
- Starke soziale Netzwerke,
- Unterstützung durch Familie und Freunde.
- Verhalten:
- Gesunder Lebensstil (ausreichend Schlaf, Bewegung, Ernährung),
- Stressmanagement,
- gezieltes Einsetzen der eigenen Stärken.
- Gesellschaftliche Faktoren:
- Soziale Gerechtigkeit,
- Sicherheit,
- angemessenes Einkommen und
- Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung.