Verhaltensaktivierung
Verhaltensaktivierung (engl. Behavioral Activation, BA) ist eine zentrale und effektive Methode in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), die primär zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Sie basiert auf dem Prinzip der operanten Konditionierung und zielt darauf ab, den Teufelskreis der Depression zu durchbrechen.
Grundprinzip
Die Verhaltensaktivierung geht davon aus, dass Depressionen oft durch einen Verlust positiver Verstärkung im Leben eines Menschen aufrechterhalten werden. Depressive ziehen sich zurück und stellen Aktivitäten ein, was zu einem Mangel an Freude, Erfolgserlebnissen und sozialen Kontakten führt.
Das therapeutische Ziel ist es, den Patienten dazu zu bringen, wieder aktiv zu werden, um:
- Positive Verstärker zu sammeln (etwas Angenehmes erleben).
- Erfolgserlebnisse zu erzielen (etwas schaffen).
- Die Stimmung von außen nach innen zu verbessern.
Ablauf und Techniken
Die Verhaltensaktivierung folgt einem strukturierten Vorgehen:
1. Analyse des Verhaltens
Der Therapeut beginnt mit einer funktionalen Analyse des aktuellen Verhaltens des Patienten, um den depressiven Kreislauf zu identifizieren. Dabei wird erfasst, welche Aktivitäten der Patient meidet und wie sich die Inaktivität auf die Stimmung auswirkt.
2. Monitoring und Strukturierung
Der Patient protokolliert seine täglichen Aktivitäten und seine Stimmung. Ziel ist es, den Tag zu strukturieren und Inaktivität zu vermeiden.
3. Hierarchische Aktivitätsplanung
Der Patient und der Therapeut erstellen eine Hierarchie von Aktivitäten, die nach ihrer Schwierigkeit und ihrem Potenzial für positive Verstärkung geordnet sind. Die Aktivitäten lassen sich in drei Bereiche gliedern:
- Lustbetonte Aktivitäten:
Bringen Freude und Entspannung (z.B. ein Hobby, Spazierengehen). - Kompetenzbetonte Aktivitäten:
Führen zu einem Gefühl der Wirksamkeit und des Erfolgs (z.B. eine Aufgabe erledigen, ein Problem lösen). - Notwendige Aktivitäten:
Wichtig für die Tagesstruktur (z.B. Hausarbeiten, Arztbesuche).
4. Durchführung und Bewertung
Der Patient führt die geplanten Aktivitäten durch. Anschließend wird gemeinsam bewertet, wie sich die Aktivität auf die Stimmung ausgewirkt hat, unabhängig davon, wie motiviert der Patient vor der Aktivität war. Dies durchbricht die Logik des depressiven Denkens („Ich warte, bis ich motiviert bin, dann handle ich“).
Mechanismus der Verstärkung
Die erfolgreiche Durchführung der Aktivitäten führt zu positiver Verstärkung (z.B. Lob, Freude, Erfolgserlebnis). Diese Verstärkung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten zukünftig wiederholt wird, und löst so den Anstieg von Antrieb und Stimmung aus, was dem Mechanismus der operanten Konditionierung entspricht.
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