Lerntheorien
Lerntheorien in der Psychologie beschäftigen sich mit der Frage, wie und warum Menschen (und Tiere) Veränderungen im Verhalten oder Verhaltenspotential erwerben, die auf Erfahrung beruhen. Sie bilden die Grundlage für viele psychotherapeutische Ansätze, insbesondere die Verhaltenstherapie.
Man unterscheidet primär drei große Strömungen, die den Lernprozess unterschiedlich betrachten:
1. Behavioristische Lerntheorien (Der Behaviorismus)
Der Behaviorismus betrachtet Lernen als eine Veränderung des beobachtbaren Verhaltens, die durch äußere Reize und Konsequenzen gesteuert wird. Innere Prozesse („Black Box“) wie Gedanken oder Gefühle werden ignoriert oder als irrelevant angesehen.
| Theorie | Hauptvertreter | Lernprinzip |
| Klassische Konditionierung | Iwan Pawlow (Hundeexperimente) | Assoziation von Reizen: Ein ursprünglich neutraler Reiz (NS) wird durch wiederholte Koppelung mit einem unbedingten Reiz (UCS) zu einem bedingten Reiz (CS), der eine bedingte Reaktion (CR) auslöst. (Bsp.: Glockenton löst Speichelfluss aus.) |
| Operante Konditionierung | B. F. Skinner | Lernen durch Konsequenzen (Verstärkung und Bestrafung): Das Verhalten wird durch die auf es folgenden Konsequenzen (Belohnung oder Bestrafung) verstärkt (tritt häufiger auf) oder abgeschwächt (tritt seltener auf). |
2. Kognitive Lerntheorien (Kognitivismus)
Als Gegenbewegung zum Behaviorismus (die „kognitive Wende“) stellen kognitive Lerntheorien die internen, geistigen Prozesse in den Mittelpunkt. Lernen wird hier als aktiver Prozess der Informationsverarbeitung, Organisation und Einsicht verstanden.
- Lernen durch Einsicht:
Bekannt durch die Gestaltpsychologie (Wolfgang Köhler). Probleme werden durch das plötzliche Erkennen neuer Zusammenhänge und Relationen im kognitiven Feld gelöst, nicht durch Versuch und Irrtum. - Regellernen/Sinnvolles Lernen:
Fokus auf die Art und Weise, wie Wissen strukturiert und mit vorhandenem Wissen verknüpft wird (z.B. durch Advance Organizer von David Ausubel).
3. Sozial-Kognitive Lerntheorie (Modelllernen)
Diese Theorie bildet eine Brücke zwischen Behaviorismus und Kognitivismus und wird maßgeblich mit Albert Bandura in Verbindung gebracht.
- Lernen am Modell (Beobachtungslernen):
Lernen erfolgt vorwiegend durch die Beobachtung eines Modells und die anschließende Nachahmung des beobachteten Verhaltens, ohne dass der Beobachter selbst direkt verstärkt werden muss. - Zentrale Konzepte:
- Aneignungsphase:
Aufmerksamkeit und Behalten des Verhaltens. - Ausführungsphase:
Reproduktion und Motivation (abhängig von erwarteten Konsequenzen). - Selbstwirksamkeit:
Die Überzeugung der eigenen Fähigkeit, eine Handlung erfolgreich auszuführen, ist entscheidend für die Motivation zur Ausführung.
- Aneignungsphase: