Mobbing
Bei Mobbing handelt es sich um eine systematische, wiederholte und über einen längeren Zeitraum andauernde psychische (und manchmal physische) Misshandlung einer Person durch eine oder mehrere andere Personen, oft im Rahmen eines Ungleichgewichts der Machtverhältnisse (z. B. am Arbeitsplatz, in der Schule oder in Vereinen). Man spricht auch von Psychoterror.
Mobbing ist ein wichtiges und erstes Thema in der Psychologie und leider auch häufig in der Psychotherapie.
Psychologische Aspekte des Mobbings
Definition und Kriterien
Mobbing unterscheidet sich von einem normalen Konflikt durch folgende Kriterien:
- Systematik und Wiederholung:
Die schädigenden Handlungen treten wiederholt, systematisch und über einen längeren Zeitraum auf. - Schädigungsabsicht:
Es liegt eine klare Absicht vor, der betroffenen Person zu schaden. - Machtungleichgewicht:
Die Täter sind dem Opfer physisch und/oder psychisch überlegen. - Hilflosigkeit:
Das Opfer fühlt sich der Situation schutzlos und hilflos ausgeliefert.
Typische Handlungen können sein: Demütigungen, ständige unangemessene Kritik, soziale Exklusion, Verbreitung falscher Gerüchte, oder das Zuweisen sinnloser Aufgaben.
Die Psychologie der Täter (Mobber)
Oft geht es Mobbern um Machtgewinn und Anerkennung in der Gruppe. Sie:
- Wollen Macht ausüben und kontrollieren.
- Suchen schwächere Opfer oder Menschen, die schlecht Gegenwehr leisten können, da sie sich dadurch überlegen fühlen. Dies kann ein Ausdruck von Schwäche oder Unsicherheit beim Täter sein.
- Haben oft wenig Empathie für ihre Opfer.
- Manchmal lenken sie von eigenen Misserfolgen oder Unsicherheiten ab oder fühlen sich durch die bloße Existenz des Opfers bedroht (z. B. Neid auf Kompetenz oder Aussehen).
Die Psychologie der Opfer
Jeder Mensch kann Opfer von Mobbing werden. Die Auswirkungen auf die Psyche und die Gesundheit sind enorm:
- Dauerhafte Angst und Stress:
Das Opfer lebt in ständiger Alarmbereitschaft aus Angst vor der nächsten Attacke. - Gesundheitliche Folgen:
Mobbing ist ein massiver Stressfaktor und kann zu psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen, Depressionen oder sogar einem Posttraumatischen Belastungssyndrom führen. - Schwindendes Selbstwertgefühl:
Ständige Kritik und Demütigung führen oft dazu, dass die Opfer die Schuld bei sich suchen und ihr Selbstwertgefühl sinkt.
Die Rolle der Zuschauer (Bystander)
Mobbing ist ein gruppendynamisches Phänomen. Die Täter suchen oft ein Publikum oder zumindest die schweigende Zustimmung. Die Zuschauer (Bystander) spielen eine entscheidende Rolle:
- Mitläufer:
Verstärken das Mobbing, um ihre eigene Position in der Gruppe zu stärken. - Zuschauer-Effekt:
Viele schauen weg, teils aus Angst, selbst Opfer zu werden, oder aufgrund des Zuschauer- oder Bystander-Effekts, bei dem sich niemand persönlich verantwortlich fühlt, einzugreifen. - Potenzielle Helfer:
Es gibt jedoch auch diejenigen, die mit dem Opfer mitfühlen und bereit sind, sich einzusetzen oder zumindest moralische Unterstützung zu leisten.
Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, von Mobbing betroffen ist, ist es wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, beispielsweise bei Beratungsstellen, psychologischen Fachkräften oder gegebenenfalls Rechtsberatung.
« zurück zum Glossar-Index