Schizophrenie

Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die zur Gruppe der Psychosen gehört. Sie ist in der Psychologie und Psychiatrie durch eine tiefgreifende Störung des Denkens, der Wahrnehmung, der Emotionen und des Ich-Erlebens gekennzeichnet.

Der Name Schizophrenie (von altgriechisch schizein „spalten“ und phrēn „Geist, Zwerchfell“) bedeutet wörtlich „Spaltung des Geistes“. Entgegen einem verbreiteten Irrtum bezeichnet Schizophrenie jedoch keine „gespaltene Persönlichkeit“ (wie bei der dissoziativen Identitätsstörung), sondern meint die Spaltung der psychischen Funktionen (z. B. zwischen Denken und Fühlen) und den Verlust des Kontakts zur Realität in den psychotischen Phasen.

Hauptsymptome (Symptom-Kategorien)

Die Symptome werden traditionell in Positiv– und Negativsymptome unterteilt, wobei die kognitiven Störungen oft als dritte wichtige Kategorie betrachtet werden.

Positivsymptome (Realitätsverlust)

Diese Symptome beschreiben das Hinzukommen von psychischen Erfahrungen, die Gesunde nicht haben. Sie treten typischerweise in den akuten psychotischen Phasen auf.

  • Halluzinationen:
    Störungen der Wahrnehmung ohne äußeren Reiz. Am häufigsten sind akustische Halluzinationen („Stimmenhören“), aber auch visuelle, taktile oder olfaktorische Halluzinationen können vorkommen.
  • Wahnvorstellungen:
    Krankhaft falsche Überzeugungen, die trotz gegenteiliger Beweise unkorrigierbar sind (z. B. Verfolgungswahn, bei dem sich Betroffene beobachtet oder bedroht fühlen).
  • Ich-Störungen:
    Störung der Grenze zwischen der eigenen Person („Ich“) und der Außenwelt. Betroffene erleben, dass ihre Gedanken, Gefühle oder Handlungen von außen eingegeben, kontrolliert oder abgezogen werden (Fremdbeeinflussungserleben).
  • Formale Denkstörungen:
    Störungen des Denkablaufs, die sich in unzusammenhängendem, sprunghaftem oder zerfahrenem Sprechen äußern können (z. B. Gedankenabreißen oder Neologismen – Wortneuschöpfungen).

Negativsymptome (Funktionseinschränkung)

Diese Symptome beschreiben das Fehlen oder die Verminderung normaler psychischer Funktionen. Sie können nach einer akuten Phase oder als anhaltende Beschwerden auftreten.

  • Affektverflachung:
    Verminderte emotionale Ausdrucksfähigkeit (Mimik, Gestik, Tonfall wirken starr oder leer).
  • Apathie/Antriebslosigkeit:
    Mangelndes Interesse, Initiativlosigkeit und fehlender Wille zur zielgerichteten Aktivität.
  • Alogie (Sprachverarmung):
    Vermindertes Sprechbedürfnis und knappe, inhaltsleere Antworten.
  • Anhedonie:
    Unfähigkeit, Freude oder Lust zu empfinden.
  • Sozialer Rückzug: Fehlendes Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen (Asozialität).

Ätiologie (Ursachen)

Die Schizophrenie ist multikausal. Man geht von einem Vulnerabilitäts-Stress-Modell aus, bei dem eine biologische oder genetische Vulnerabilität (Verwundbarkeit) durch psychosozialen Stress zum Ausbruch gebracht wird.

  • Genetische Faktoren:
    Die Vererbbarkeit ist hoch. Das Risiko ist deutlich erhöht, wenn nahe Verwandte betroffen sind.
  • Neurobiologische Faktoren: Dopamin-Hypothese:
    Ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter, insbesondere eine Überfunktion des Botenstoffs Dopamin (vor allem in bestimmten Hirnregionen), gilt als zentraler biologischer Mechanismus der Positivsymptome. Auch andere Neurotransmitter wie Glutamat spielen eine Rolle.
  • Umwelt- und psychosoziale Faktoren:
    Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt, früher Substanzmissbrauch (insbesondere Cannabis) und psychosozialer Stress in der Kindheit (z. B. Traumata) oder im Erwachsenenalter können den Krankheitsausbruch begünstigen.

Therapieansatz

Die Behandlung der Schizophrenie ist in der Regel multimodal und kombiniert verschiedene Ansätze:

  • Pharmakotherapie (Medikamente):
    Antipsychotika (Neuroleptika) sind die Basis der Behandlung. Sie wirken primär über die Regulierung der Neurotransmitter (Dopamin) und sind besonders effektiv bei der Behandlung der akuten Positivsymptome.
  • Psychotherapie:
    Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine wichtige psychologische Methode. Sie hilft dem Patienten, mit den Symptomen (z. B. Stimmenhören) umzugehen, das Denken zu strukturieren, Stress zu reduzieren und soziale Fähigkeiten zu verbessern.
  • Psychosoziale Maßnahmen:
    Sie zielen auf die Rehabilitation ab, z. B. durch Sozialtherapie, Training sozialer Kompetenzen, Wohnbetreuung und berufliche Wiedereingliederung, um die Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität zu erhöhen.
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