Panikattacke
In der Psychologie ist die Panikattacke eine plötzlich auftretende Episode intensiver Angst oder intensiven Unbehagens, die schnell ihren Höhepunkt erreicht und mit starken körperlichen sowie kognitiven Symptomen verbunden ist. Sie ist das Kernsymptom der Panikstörung.
Merkmale einer Panikattacke
Die Attacke beginnt plötzlich und erreicht ihren Höhepunkt typischerweise innerhalb von wenigen Minuten (meist unter 10 Minuten), bevor sie langsam abklingt.
Um als Panikattacke zu gelten (nach dem Diagnosemanual DSM-5), müssen mindestens vier der folgenden Symptome auftreten:
Körperliche Symptome
- Herzrasen (Palpitationen), Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag.
- Schweißausbrüche.
- Zittern oder Beben.
- Atemnot (Dyspnoe) oder Erstickungsgefühle.
- Beklemmungsgefühle oder Schmerzen im Brustkorb.
- Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden.
- Schwindel, Unsicherheit, Benommenheit oder drohende Ohnmacht.
- Taubheits- oder Kribbelgefühle (Parästhesien).
- Hitze- oder Kälteschauer.
Kognitive und Emotionale Symptome
- Gefühl der Unwirklichkeit (Derealisierung) oder Losgelöstheit vom eigenen Körper (Depersonalisation).
- Angst, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden.
- Angst, sterben zu müssen (z. B. durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall).
Das Kognitive Modell der Panik
Das wirksamste Erklärungsmodell für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Panikattacken ist das Kognitive Modell von Clark (1986). Dieses Modell beschreibt einen Teufelskreis, der Panik auslöst und verstärkt:
- Körperliche Sensationen:
Die Person nimmt eine harmlose körperliche Empfindung wahr (z. B. schneller Herzschlag durch Kaffee, leichte Atemnot durch Stress). - Katastrophale Fehlinterpretation (Kern):
Die Person interpretiert diese harmlosen Körpersignale katastrophal falsch (z. B. „Das Herzrasen bedeutet, ich habe einen Herzinfarkt“ oder „Der Schwindel ist das Zeichen, dass ich zusammenbreche“). - Angst und Alarm:
Diese Fehlinterpretation löst extreme Angst und den Alarmzustand des Körpers aus. - Verstärkung:
Die Angst führt zu einer weiteren Aktivierung des sympathischen Nervensystems, was die ursprünglichen körperlichen Symptome verstärkt (z. B. Herzschlag wird noch schneller). - Panikattacke:
Der Teufelskreis eskaliert zur vollen Panikattacke.
Therapeutische Intervention
Die Behandlung von Panikattacken erfolgt primär durch die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die auf der Unterbrechung dieses Kreislaufs basiert:
- Kognitive Modifikation:
Korrektur der katastrophalen Fehlinterpretation. - Exposition / Verhaltensexperimente:
Patienten lernen, die körperlichen Symptome (z. B. Hyperventilation, schnelles Atmen, Drehen) gezielt auszulösen, um zu erleben, dass die befürchtete Katastrophe (Ohnmacht, Herzinfarkt) nicht eintritt. Dies wird als Erwartungsverletzung bezeichnet und ist der Schlüssel zum Abbau der Angst. - Abbau von Sicherheitsverhalten:
Dem Patienten wird geholfen, alle Schutzmaßnahmen aufzugeben, da diese die Fehlinterpretation aufrechterhalten.
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