Selbstwertstärkung
Die Selbstwertstärkung ist ein zentrales Ziel in fast allen Psychotherapieformen, da ein geringer Selbstwert oft die Ursache vieler psychischer Störungen (wie Depressionen, Angststörungen, oder Beziehungsstörungen) ist. Die Therapie konzentriert sich darauf, die Abhängigkeit von externer Bestätigung zu reduzieren, das Selbstwertgefühl einer Person zu verbessern und eine stabile, intrinsische Selbstakzeptanz aufzubauen.
Ein gesunder Selbstwert ist die Grundlage für psychische Widerstandsfähigkeit und das Eingehen stabiler Beziehungen.
Zentrale psychologische Strategien zur Selbstwertstärkung
Die psychologische Arbeit zur Selbstwertstärkung konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: die kognitive Ebene, die emotionale Ebene und die Verhaltensebene.
1. Kognitive Umstrukturierung (Gedanken ändern)
Ein geringer Selbstwert ist oft an negative innere Überzeugungen gebunden (sogenannte Grundannahmen oder Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden“).
- Herausfordern negativer Gedanken:
Lernen, automatische negative Gedanken zu erkennen und diese rational zu hinterfragen (z.B. durch die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)). Anstatt zu glauben „Ich habe versagt“, zu fragen: „Was kann ich aus dieser Situation lernen?“ - Anerkennung eigener Stärken:
Bewusste Sammlung von Beweisen für die eigenen Kompetenzen und Erfolge, um ein realistischeres, positiveres Selbstbild zu entwickeln. - Realistische Maßstäbe:
Ablösen von perfektionistischen oder unrealistischen Standards und Akzeptanz von Fehlern als Teil des menschlichen Prozesses.
2. Emotionsregulation und Selbstakzeptanz (Gefühle annehmen)
Ein stabiler Selbstwert basiert nicht auf Leistung, sondern auf der grundlegenden Akzeptanz der eigenen Person.
- Selbstmitgefühl (Self-Compassion):
Dies ist ein zentraler Pfeiler. Anstatt sich bei Fehlern hart zu kritisieren, wendet man die gleiche Freundlichkeit und Fürsorge an, die man einem guten Freund zeigen würde. Dies reduziert Scham und stärkt die emotionale Widerstandsfähigkeit. - Validierung:
Die eigenen Gefühle – auch die unangenehmen – anzuerkennen und zu benennen, anstatt sie zu verdrängen oder abzuwerten. - Umgang mit Scham:
Aktives Konfrontieren von Situationen, die Scham auslösen, um zu erfahren, dass die Scham nicht zum Zusammenbruch führt.
3. Verhaltensexperimente und Kompetenzerleben (Handeln)
Der Selbstwert steigt, wenn man erfolgreich handelt und neue, positive Erfahrungen sammelt.
- Kompetenzbereiche stärken:
Identifizieren von Bereichen, in denen die Person tatsächlich gut ist, und deren aktive Ausübung (z.B. Hobbys, sportliche Betätigung). Erfolgserlebnisse hier stärken das Gefühl der Selbstwirksamkeit. - Grenzen setzen:
Lernen, die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren und in Beziehungen gesunde Grenzen zu ziehen (z.B. „Nein“ sagen lernen). Dies lehrt das Umfeld und die eigene Person, dass die eigenen Bedürfnisse wichtig sind. - Soziale Aktivität:
Gezieltes Aufsuchen und Pflegen von unterstützenden, nicht-kritischen Beziehungen, die das eigene Selbstbild bestätigen und stärken.
Die therapeutische Arbeit zielt darauf ab, die Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von externen Faktoren (Leistung, Aussehen, Lob anderer) zu reduzieren und stattdessen eine intrinsische, stabile Selbstakzeptanz aufzubauen.
« zurück zum Glossar-Index