Histrionische Persönlichkeitsstörung (HPS)

Die histrionische Persönlichkeitsstörung ist durch ein auffälliges, theatralisches und oft egozentrisches Verhalten gekennzeichnet. Menschen mit dieser Störung zeigen häufig starke, übertriebene Gefühle und haben ein großes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Lob. Sie stellen ihre Gefühle oft dramatisch dar und können schnell zwischen verschiedenen Emotionen wechseln. Für andere wirken sie manchmal oberflächlich. Zudem haben sie eine geringe Frustrationstoleranz, was bedeutet, dass schon kleine Anlässe bei ihnen starke Gefühlsausbrüche auslösen können.
In der Interaktion mit anderen Menschen, aber auch in der Therapie erweisen sie sich als hoch manipulativ.

Menschen mit einem histrionischen Persönlichkeitsstil – also einer weniger ausgeprägten Form der Störung – neigen dazu, sich sehr ausdrucksvoll und selbstinszenierend zu präsentieren. Sie sind meist liebenswürdig, lassen sich eher von ihrer Intuition leiten und sind leicht durch andere oder äußere Umstände beeinflusst. Sie arbeiten häufig in Berufen, in denen Selbstdarstellung wichtig ist, wie zum Beispiel als Schauspieler.

Symptome

Typische Symptome (nach DSM) der histrionischen Persönlichkeitsstörung sind unter anderem:

  • Unwohlsein, wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen
  • Provokantes oder sexuell-verführerisches Verhalten
  • Rascher Wechsel der Gefühle
  • Nutzung des Aussehens, um Aufmerksamkeit zu erregen
  • Übertriebene, wenig detaillierte Sprache
  • Dramatisches Verhalten und Übertreibung der Gefühle
  • Leicht beeinflussbar durch andere
  • Fühlen Beziehungen oft enger, als sie tatsächlich sind

Prävalenz

Die Störung tritt bei etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Häufig tritt sie zusammen mit Depressionen, Angststörungen oder anderen Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus oder Borderline auf.

Ursachen

Ursächlich wird die histrionische Persönlichkeitsstörung durch ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und Umweltfaktoren erklärt. Psychoanalytisch wird vermutet, dass in der Kindheit eine gestörte Beziehung zu den Eltern vorlag, was zu Selbstwertproblemen führte. Kognitiv-verhaltenstherapeutisch wird angenommen, dass das übertriebene emotionale Verhalten und die Beschäftigung mit sich selbst dazu führen, dass weniger Platz für objektive Fakten bleibt und die Betroffenen leicht beeinflussbar sind.

Behandlungsansätze

Grundsätzlich ist die histrionische Persönlichkeitsstörung schwer zu behandeln, weil die Betroffenen nur eine geringe Problemeinsicht haben (hohe Ich-Syntonie).
Zudem tritt eine Veränderung meist nur sehr langsam ein, bzw. neigen die Patienten dazu, oberfächliche Veränderungen einzuleiten, um dem Therapeuten zu gefallen, nicht aus einer intrinsischen Motivation eines Veränderungswunsches heraus.
Auch in der Therapie neigen Klienten zu hoch manipulativem Verhalten dem Therapeuten gegenüber und wehren sich oft gegen therapeutische Interventionen, indem sie z.B. ihr Leiden dramatisieren, sich als hoffnungslosen Fall darstellen oder aber dem Therpeuten Unfähigkeit vorwerfen.
Für die Therapie ist wichtig, dass der Therapeut diese Interaktionsspiele durchschaut, sich nicht darin verwickeln läßt, sondern konstruktiv mit in den Therapieprozeß einbezieht.

  • Psychotherapie zielt darauf ab, ein stabileres Selbstbild, mehr Selbstkontrolle und bessere zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln. Dabei ist es wichtig, die Betroffenen behutsam auf ihre Muster aufmerksam zu machen, Grenzen zu setzen und ihnen Orientierung zu geben.
  • Psychoanalytische und tiefenpsychologische Therapien sind oft langfristig angelegt und sollen den Patienten Sicherheit geben, um ihre emotionalen Muster zu verändern.
  • Kognitive Verhaltenstherapie hilft, die eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen, Gefühle zu unterscheiden und realistische Problemlösungen zu entwickeln.
  • Gruppentherapie kann unterstützend sein, da die Rückmeldungen der Gruppe helfen, das eigene Verhalten besser zu verstehen.
  • Medikamente werden meist nur bei gleichzeitigen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen eingesetzt.
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