Intrusion

Der Begriff Intrusion bezeichnet in der Psychologie, besonders im Kontext der Trauma– und Angststörungen, das unwillkürliche, sich aufdrängende und belastende Eindringen von Erinnerungen, Gedanken, Bildern oder Empfindungen in das Bewusstsein einer Person.

Diese intrusiven Phänomene sind in der Regel unerwünscht und können die betroffene Person emotional stark destabilisieren, da sie sich der bewussten Kontrolle entziehen.

Formen der Intrusion

Intrusionen manifestieren sich in verschiedenen Formen, abhängig von der Art des ursprünglichen belastenden Ereignisses:

Form der Intrusion Beschreibung Beispiel
Flashbacks Plötzliches, lebhaftes Wiedererleben eines traumatischen Ereignisses, oft mit Verlust des Realitätsbezugs (Dissoziation). Ein Veteran erlebt mitten im Supermarkt Geruch und Geräusche des Kampfes als aktuell.
Intrusive Bilder Unvermittelt auftauchende, schreckliche oder verstörende visuelle Szenen oder Momentaufnahmen. Ein Unfallopfer sieht immer wieder das entstellte Gesicht der anderen Person vor sich.
Intrusive Gedanken/Sorgen Sich aufdrängende, oft katastrophale oder beunruhigende Gedanken, die nicht kontrolliert werden können. Ständige, unkontrollierbare Gedanken an Misserfolg bei einer Sozialphobie.
Intrusive Empfindungen Plötzliches Wiederkehren von körperlichen Empfindungen des ursprünglichen Ereignisses (z. B. Schmerz, Druck, Übelkeit). Ein Opfer sexueller Gewalt erlebt plötzlich körperlichen Druck oder Schmerz.
Albträume Wiederkehrende, beängstigende Träume, die in direktem Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis stehen.

Intrusionen in psychischen Störungen

Intrusionen sind ein Kernkriterium für mehrere psychische Diagnosen:

1. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Intrusionen, insbesondere Flashbacks und Albträume, sind das zentrale Symptom. Sie entstehen, weil das Gehirn die traumatische Erfahrung nicht als abgeschlossene Vergangenheit speichern konnte, sondern sie fragmentiert im impliziten Gedächtnis verbleibt. Jeder Trigger kann einen Fehlalarm auslösen und das Gefühl der akuten Bedrohung zurückholen.

2. Zwangsstörung (Obsessive-Compulsive Disorder, OCD)

Hier sind die Intrusionen die sogenannten Obsessionen – unwillkürliche, hartnäckige und belastende Gedanken, Bilder oder Impulse (z. B. die Angst, sich zu verunreinigen, oder der Impuls, jemanden zu verletzen). Die Intrusionen sind hier angstbesetzte Inhalte, die durch Zwänge (Compulsions) neutralisiert werden sollen.

3. Angststörungen

Bei Panikstörungen können Intrusionen in Form von katastrophalen Gedanken auftreten („Ich sterbe“, „Ich werde verrückt“) und die Panikattacke aufrechterhalten.

Therapeutische Strategien

Ziel der Therapie ist es, die Verarbeitung der traumatischen Inhalte zu ermöglichen und die Kontrolle über die Gedankengänge zurückzugewinnen:

  1. Stabilisierung und Erdung (Grounding):
    Der Klient lernt Techniken, um sich bei Intrusionsspitzen in die Gegenwart zurückzuholen (z. B. Konzentration auf die 5 Sinne, Berühren eines kalten Gegenstandes).
  2. Traumabearbeitung (z. B. EMDR/TF-KVT):
    In der PTBS-Therapie werden die fragmentierten Erinnerungen durch Exposition und kognitive Verarbeitung so in das Gedächtnis integriert, dass sie als abgeschlossenes Ereignis wahrgenommen werden.
  3. Kognitive Umstrukturierung (bei Zwang): Bei Zwangsstörungen geht es darum, die Bedeutung und Wichtigkeit der intrusiven Gedanken zu entkräften und die damit verbundenen Zwangsrituale zu verhindern.
« zurück zum Glossar-Index