Verstärkung

In der Psychologie ist die Verstärkung (Reinforcement) ein zentrales Konzept der Lernpsychologie und des Behaviorismus, insbesondere in der Operanten Konditionierung nach B.F. Skinner. Sie beschreibt jeden Reiz oder jede Konsequenz, die auf ein Verhalten folgt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass dieses Verhalten in Zukunft wiederholt wird.

Arten der Verstärkung

Verstärkung wird primär nach der Art der Konsequenz unterschieden, die dem Verhalten folgt – ob etwas hinzugefügt (positiv) oder entfernt (negativ) wird. Beide führen zur Zunahme des Verhaltens.

1. Positive Verstärkung

Hierbei wird ein angenehmer Reiz oder eine erwünschte Konsequenz auf das Verhalten hinzugefügt (präsentiert).

  • Effekt:
    Die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten erneut auftritt, steigt.
  • Beispiel:
    Ein Kind räumt sein Zimmer auf (–> Verhalten). Die Eltern loben es und geben ihm eine Belohnung (–> Positive Verstärkung). Das Kind wird das Zimmer in Zukunft häufiger aufräumen.

2. Negative Verstärkung

Hierbei wird ein unangenehmer Reiz oder eine unerwünschte Bedingung auf das Verhalten entfernt (entzogen).

  • Effekt:
    Die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten erneut auftritt, steigt (weil das Entfernen der unangenehmen Bedingung erleichternd wirkt).
  • Beispiel:
    Sie nehmen eine Kopfschmerztablette (–> Verhalten). Die Kopfschmerzen verschwinden (–> Negative Verstärkung). Sie werden die Tablette bei zukünftigen Kopfschmerzen erneut nehmen, um den unangenehmen Reiz zu entfernen.

Wichtig: Negative Verstärkung wird oft fälschlicherweise mit Bestrafung gleichgesetzt. Bestrafung zielt jedoch auf die Abnahme eines Verhaltens ab, während Verstärkung (positiv wie negativ) immer auf die Zunahme eines Verhaltens abzielt.

Zeitpläne der Verstärkung (Verstärkerpläne)

Die Art und Weise, wie oft und wann die Verstärkung gegeben wird, hat einen großen Einfluss auf die Erwerbsgeschwindigkeit und die Löschungsresistenz eines Verhaltens:

Plan Beschreibung Effekt auf das Verhalten
Kontinuierliche Verstärkung Jede korrekte Reaktion wird jedes Mal verstärkt. Führt zu schnellem Erwerb, aber geringer Löschungsresistenz.
Intermittierende (partielle) Verstärkung Die Reaktion wird nur manchmal verstärkt. Führt zu langsamerem Erwerb, aber sehr hoher Löschungsresistenz (das Verhalten hält länger an, selbst wenn die Verstärkung ausbleibt).

Intermittierende Pläne werden weiter nach Quoten (Anzahl der Reaktionen) und Intervallen (Zeitabstand) unterteilt und sind besonders relevant für die Erklärung von Süchten (Glücksspiel) oder hartnäckigen Verhaltensweisen.

Relevanz in der Psychotherapie

Die Verstärkung ist ein Grundpfeiler der Verhaltenstherapie:

  • Verhaltensaufbau:
    Die positive Verstärkung wird gezielt eingesetzt, um erwünschte Verhaltensweisen (z. B. soziale Interaktion bei Depression, Expositionsübungen bei Angst) aufzubauen und zu festigen.
  • Token-Ökonomien:
    In der klinischen Arbeit (z. B. bei Kindern oder in der stationären Behandlung) werden oft Token-Systeme eingesetzt, bei denen erwünschte Verhaltensweisen mit „Tokens“ (Punkten) belohnt werden, die später gegen einen tatsächlichen Verstärker eingetauscht werden können.
  • Vermeidungsverhalten:
    Die negative Verstärkung erklärt oft die Aufrechterhaltung von Angststörungen, da die Vermeidung (Verhalten) eines angstauslösenden Reizes zur (kurzfristigen) Entfernung der Angst (negativer Reiz) führt. Dies verstärkt das Vermeidungsverhalten.
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