Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) (engl.: Acceptance and Commitment Therapy) ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das zur dritten Welle der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) zählt. Sie zielt darauf ab, die psychologische Flexibilität von Klienten zu erhöhen, um ein erfülltes und werteorientiertes Leben führen zu können – selbst wenn unangenehme Gedanken, Gefühle und Empfindungen auftreten.

Die Therapie ist vor allem durch zwei zentrale Säulen gekennzeichnet: Akzeptanz und Commitment (Engagement).

Kernziele und Grundannahme

1. Grundannahme

ACT geht davon aus, dass psychisches Leid oft durch den vergeblichen Versuch entsteht, unangenehme innere Erfahrungen zu kontrollieren oder zu vermeiden (sogenannte experienzielle Vermeidung). Dieser Kampf bindet enorme psychische Energie und ist oft kontraproduktiv.

2. Hauptziele

  • Akzeptanz (Acceptance):
    Die Bereitschaft entwickeln, schmerzhafte Gedanken und Gefühle zuzulassen, anstatt sie zu bekämpfen.
  • Engagement (Commitment):
    Handeln im Einklang mit den eigenen, persönlich bedeutsamen Werten.

Das Hexaflex: Die Sechs Kernprozesse

Die therapeutische Arbeit in der ACT konzentriert sich auf sechs miteinander verbundene Fähigkeiten, die zusammen die psychologische Flexibilität steigern. Dieses Modell wird als Hexaflex bezeichnet:

I. Achtsamkeits- und Akzeptanzprozesse (Öffnen)

Diese Prozesse verändern den Umgang mit der inneren Erfahrung:

  1. Akzeptanz (Acceptance):
    Die bewusste Entscheidung, unangenehme innere Zustände (Gefühle, Empfindungen) willkommen zu heißen, anstatt sie zu bewerten, zu unterdrücken oder zu verdrängen.
  2. Kognitive Defusion (Cognitive Defusion):
    Erlernen, Gedanken als bloße mentale Ereignisse (Worte, Bilder) zu sehen, statt mit ihnen zu verschmelzen und sie als zwingende Wahrheiten oder Befehle zu behandeln.
  3. Gegenwärtigkeit (Being Present / Achtsamkeit):
    Fähigkeit, die Aufmerksamkeit flexibel und nicht-wertend auf das zu richten, was im Hier und Jetzt geschieht, und somit von Sorgen um Vergangenheit oder Zukunft loszukommen.
  4. Das Beobachtende Selbst (Self-as-Context):
    Die Erkenntnis einer stabilen Beobachterperspektive – man ist nicht seine Gedanken, Gefühle oder Rollen, sondern der Raum oder Kontext, in dem diese auftreten.

II. Werte- und Commitment-Prozesse (Handeln)

Diese Prozesse steuern die Verhaltensänderung:

  1. Werte (Values):
    Klärung dessen, was dem Klienten im Leben tief und persönlich wichtig ist (z. B. Liebe, Ehrlichkeit, Wachstum). Werte dienen als Kompass für das Handeln.
  2. Engagiertes Handeln (Committed Action):
    Die Verpflichtung zur Umsetzung konkreter, wertegeleiteter Ziele und Verhaltensweisen. Dieses Handeln wird auch dann aufrechterhalten, wenn dabei Ängste oder andere unangenehme Gefühle auftreten.

ACT wird erfolgreich bei einer Vielzahl von psychischen Störungen eingesetzt, darunter Depressionen, Angststörungen, chronische Schmerzen und Suchterkrankungen.

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