Kommunikation

Kommunikation ist ein grundlegender Prozess des menschlichen und sozialen Lebens. Sie bezieht sich auf den Austausch von Informationen, Gedanken, Gefühlen und Bedeutungen zwischen zwei oder mehr Individuen.

In der Psychologie wird Kommunikation nicht nur als reiner Informationsaustausch verstanden, sondern als ein komplexer Vorgang, der das Verhalten, die Wahrnehmung, die Beziehungen und die psychische Gesundheit beeinflusst.

1. Zentrale Modelle und Axiome

Die Kommunikation wird in der Psychologie oft durch spezifische theoretische Modelle beleuchtet:

Das Sender-Empfänger-Modell (Shannon & Weaver)

Das einfachste Modell beschreibt die Kommunikation als linearen Prozess:

  • Ein Sender kodiert eine Nachricht.
  • Die Nachricht wird über einen Kanal gesendet.
  • Ein Empfänger dekodiert die Nachricht.
  • Störquellen (Rauschen) können den Prozess beeinträchtigen.

Das Vier-Ohren-Modell (Schulz von Thun)

Dieses Modell, das in der Kommunikationspsychologie sehr prominent ist, besagt, dass jede Nachricht vier Seiten hat:

  1. Sachinhalt:
    Worum geht es? (Die reine Information)
  2. Selbstoffenbarung:
    Was ich von mir selbst zeige. (Aussagen über die Persönlichkeit/Befindlichkeit des Senders)
  3. Beziehungshinweis:
    Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen. (Implizite oder explizite Äußerungen über die Beziehung)
  4. Appell:
    Was ich bei dir erreichen will. (Der Wunsch oder die Forderung, die hinter der Nachricht steht)

Axiome der Kommunikation (Watzlawick)

Die Schule des Palo Alto (u.a. Paul Watzlawick) lieferte Axiome, die als allgemeingültige Grundregeln menschlicher Kommunikation gelten, insbesondere für die Therapie:

  1. Man kann nicht nicht kommunizieren. (Jedes Verhalten, auch Schweigen, hat Mitteilungscharakter.)
  2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt.
  3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe bedingt. (Unterschiedliche Sichtweisen auf Anfang und Ende eines Ablaufs führen zu Konflikten.)
  4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (Wörter, Syntax) und analoger (nonverbale Zeichen) Modalitäten.
  5. Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch (gleichwertig) oder komplementär (ergänzend, z. B. Über- und Unterordnung).

2. Formen der Kommunikation

Die Psychologie unterscheidet grundsätzlich zwei Formen:

Verbale Kommunikation

  • Definition:
    Der Austausch von Informationen mittels gesprochener oder geschriebener Sprache.
  • Fokus:
    Semantik (Bedeutung von Wörtern), Syntax (Grammatik), Pragmatik (Verwendung von Sprache im Kontext).

Nonverbale Kommunikation

  • Definition:
    Die Übermittlung von Botschaften ohne Worte. Sie ist oft unbewusst und liefert wichtige Hinweise auf die Emotionen und die Beziehungsstruktur.
  • Formen:
    • Körpersprache:
      Haltung, Gestik, Mimik (Gesichtsausdrücke).
    • Blickkontakt:
      Dauer und Intensität.
    • Proxemik:
      Der Gebrauch von Raum und Distanz zwischen den Kommunizierenden.
    • Haptik:
      Körperliche Berührung.

Paraverbale Kommunikation

  • Definition:
    Wie etwas gesagt wird, unabhängig vom Inhalt.
  • Fokus:
    Stimmeigenschaften (Lautstärke, Tonhöhe, Sprechtempo, Rhythmus) und Pausen.

3. Klinische und Therapeutische Relevanz

In vielen psychologischen Disziplinen ist Kommunikation das zentrale Werkzeug:

  • Psychotherapie:
    Die therapeutische Kommunikation ist entscheidend. Missverständnisse in der Kommunikation (Interaktionsmuster) werden als Ursache oder Aufrechterhalter psychischer Störungen betrachtet (insbesondere in der Systemischen Therapie).
  • Sozialpsychologie:
    Untersucht, wie Kommunikation Einfluss, Überzeugung (Persuasion) und Konformität in Gruppen bewirkt.
  • Beratung:
    Fokus auf die Verbesserung der Kommunikationskompetenz und das aktive Zuhören (z. B. in der Gesprächspsychotherapie nach Rogers).
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