Transaktionsanalyse (TA)

Die Transaktionsanalyse (TA) ist ein psychologisches Konzept und eine Methode, die von Eric Berne (1910–1970) entwickelt wurde. Sie dient dazu, menschliches Verhalten, Kommunikation und Persönlichkeitsstrukturen zu verstehen und zu verändern.

Die TA basiert auf der Annahme, dass Menschen grundsätzlich in Ordnung sind („I’m OK, you’re OK“) und über die Fähigkeit verfügen, zu denken und Entscheidungen zu treffen, was bedeutet, dass sie sich ändern können.

1. Die drei zentralen Ich-Zustände

Das Kernstück der Transaktionsanalyse ist das Strukturmodell der Persönlichkeit, das davon ausgeht, dass jeder Mensch drei unterschiedliche, aber integrierte Ich-Zustände besitzt, die unser Verhalten und unsere Kommunikation bestimmen:

  1. Eltern-Ich (P: Parent)

    Enthält alle Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die von Eltern oder anderen wichtigen Autoritätspersonen übernommen wurden.

    • Kritisches Eltern-Ich (KP):
      Vermittelt Regeln, Verbote, Normen und Urteile (z. B. „Das macht man nicht!“, „Sei fleißig!“).
    • Nährendes Eltern-Ich (NP):
      Vermittelt Fürsorge, Trost, Schutz und Erlaubnisse (z. B. „Ich helfe dir“, „Das ist in Ordnung“).
    • Sichtbar in Kommunikation: Moralische Urteile, fürsorgliche Gesten, mahnender Tonfall.
  2. Erwachsenen-Ich (A: Adult)

    Der rationale, logische und objektiv denkende Teil der Persönlichkeit. Es verarbeitet Informationen, bewertet Fakten hier und jetzt und trifft Entscheidungen ohne emotionalen Filter.

    • Sichtbar in Kommunikation: Sachliche Fragen, Faktenaustausch, ruhige, rationale Sprache.
  3. Kind-Ich (C: Child)

    Enthält alle Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die aus der Kindheit stammen.

    • Angepasstes Kind-Ich (AK):
      Verhält sich gehorsam oder rebellisch in Reaktion auf die Eltern-Ich-Stimmen (z. B. „Ich mache, was du sagst“, oder: „Ich mache genau das Gegenteil!“).
    • Freies Kind-Ich (FK):
      Ist spontan, kreativ, verspielt und emotional, ohne Rücksicht auf Regeln (z. B. Freude, Neugier, Wut).
    • Sichtbar in Kommunikation: Emotionale Ausbrüche, Fragen nach Erlaubnis, kindliche Neugier.

2. Die Transaktion (Kommunikationsanalyse)

Der Begriff „Transaktion“ bezieht sich auf den Austausch von Botschaften (Reize und Reaktionen) zwischen den Ich-Zuständen von zwei Personen. Die Analyse dieser Transaktionen ist der praktische Teil der TA.

A. Komplementäre Transaktion

Die Kommunikation läuft störungsfrei und zielgerichtet, da die gesendete Botschaft aus dem erwarteten Ich-Zustand eine passende Antwort im erwarteten Ich-Zustand auslöst.

  • Beispiel: Chef (aus A zum Angestellten) fragt: „Haben Sie die Zahlen fertig?“ Angestellter antwortet (aus A zum Chef): „Ja, sie liegen bereit.“

B. Gekreuzte Transaktion

Die Kommunikation scheitert oder wird unterbrochen, da die Antwort aus einem unerwarteten Ich-Zustand erfolgt.

  • Beispiel: Chef (aus A zum Angestellten) fragt: „Haben Sie die Zahlen fertig?“ Angestellter (aus C zum P) antwortet: „Sie schimpfen mich immer nur, wenn ich etwas falsch mache!“
  • Folge: Die Kommunikation wechselt die Ebene (meist auf die Beziehungsebene) und wird emotional.

C. Verdeckte Transaktion (Ulterior Transaction)

Es wird eine Doppelbotschaft gesendet. Auf der sozialen Ebene (verbal) wird eine scheinbar erwachsene Botschaft vermittelt, aber auf der psychologischen Ebene (nonverbal/Tonfall) wird eine andere, oft beziehungsorientierte Botschaft gesendet.

  • Beispiel: Jemand fragt scheinbar aus dem A-Zustand: „Haben Sie alle diese Bücher gelesen?“ (Sozial: Informationsaustausch A-A). Aber der Tonfall ist belehrend und von oben herab (P zum C), um den anderen abzuwerten.

3. Skripte und Spiele

Zwei weitere wichtige Konzepte der TA:

  • Psychologische Spiele:
    Wiederkehrende, unbewusste und stereotype Interaktionsmuster, die Menschen dazu nutzen, um Streicheleinheiten (Strokes: Aufmerksamkeit, egal ob positiv oder negativ) zu erhalten und ein negatives Endgefühl zu bestätigen. (Bsp.: Das „Ja, aber…“-Spiel).
  • Lebensskript (Script):
    Ein unbewusster Lebensplan, der früh in der Kindheit als Reaktion auf die elterlichen Botschaften und Erfahrungen entwickelt wurde und das Leben unbewusst steuert (z. B. ein Skript als „Opfer“ oder „Retter“).

Anwendung

Die Transaktionsanalyse findet Anwendung in:

  • Psychotherapie:
    Um unbewusste Lebensskripte und destruktive psychologische Spiele aufzudecken und aufzulösen.
  • Beratung und Coaching:
    Zur Verbesserung der Kommunikationskompetenz und der Konfliktlösung in Beziehungen und Teams.
  • Organisationsentwicklung:
    Zur Analyse von Führungsstilen und Kommunikationsproblemen in Unternehmen.
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