Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Kommunikations- und Konfliktlösungsprozess, der vom Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Das Ziel der GFK ist es, Menschen zu ermöglichen, so miteinander zu sprechen und zuzuhören, dass Empathie und die Erfüllung der Bedürfnisse aller Beteiligten im Vordergrund stehen.

Sie basiert auf der Idee, dass menschliche Konflikte entstehen, weil wir unsere Bedürfnisse (Ängste, Wünsche, Sehnsüchte) nicht klar und wertfrei kommunizieren.

Die GFK unterscheidet zwischen zwei Kommunikationsweisen:

  1. „Wolfssprache“:
    Eine Kommunikation, die durch Verurteilungen, Schuldzuweisungen und Forderungen geprägt ist.
  2. „Giraffensprache“:
    Eine Kommunikation, die durch Empathie, Offenheit und die klare Benennung von Gefühlen und Bedürfnissen gekennzeichnet ist. Die Giraffe dient als Symbol, da sie durch ihren langen Hals den Überblick behält und ein großes Herz hat (für Empathie).

Die vier Schritte der GFK

Die GFK besteht aus einem klaren Vier-Schritte-Modell, das sowohl beim Ausdruck der eigenen Bedürfnisse als auch beim empathischen Zuhören angewendet wird:

1. Beobachtung (O)

  • Was ist passiert?
  • Definition:
    Beschreibe die konkrete Handlung oder Situation, die dich betrifft, wertfrei und objektiv.
  • Fokus:
    Trenne Beobachtung strikt von Interpretation, Bewertung oder Verallgemeinerung.

Wolfssprache (Bewertung):
„Du bist unzuverlässig.“

Giraffensprache (Beobachtung):
„Ich sehe, dass du die Unterlagen heute Morgen nicht mitgebracht hast.“

2. Gefühl (G)

  • Wie fühle ich mich dabei?
  • Definition:
    Benenne das eigene Gefühl (Emotion) klar, das durch die Beobachtung ausgelöst wurde.
  • Fokus:
    Gefühle beschreiben (z.B. traurig, wütend, frustriert, ängstlich), keine Pseudo-Gefühle („Ich fühle mich manipuliert“ – das ist eine Interpretation).

Wolfssprache (Pseudo-Gefühl/Schuldzuweisung):
„Ich fühle mich von dir im Stich gelassen.“

Giraffensprache (Gefühl):
„Ich fühle mich frustriert und verunsichert.“

3. Bedürfnis (B)

Wolfssprache (Forderung):
„Ich brauche, dass du endlich pünktlich bist.“

Giraffensprache (Bedürfnis):
„Ich brauche Klarheit und Verlässlichkeit in unserer Zusammenarbeit.“

4. Bitte (B)

  • Was wünsche ich mir jetzt konkret?
  • Definition:
    Formuliere eine konkrete, positive und erfüllbare Handlung, die der andere jetzt oder in Zukunft ausführen kann, um zur Erfüllung deines Bedürfnisses beizutragen.
  • Fokus:
    Es muss eine Bitte sein, keine verkleidete Forderung. Der andere muss die Möglichkeit haben, Nein zu sagen.

Wolfssprache (Unkonkrete Forderung):
„Du musst dich in Zukunft besser organisieren.“

Giraffensprache (Konkrete Bitte):
„Wärst du bereit, mir bis morgen Nachmittag eine E-Mail zu schicken, in der du bestätigst, dass du die Unterlagen besorgt hast?“

Empathisches Zuhören

Die GFK wird nicht nur zum Sprechen verwendet, sondern ist essenziell für das Zuhören in Konflikten. Im empathischen Zuhören versucht man, die vier Schritte auf den Gesprächspartner anzuwenden, um dessen Not zu verstehen:

  1. Was hat er beobachtet? (Das, was ihn stört?)
  2. Wie fühlt er sich? (Hinter der Wut steckt oft Angst oder Trauer.)
  3. Welches Bedürfnis ist bei ihm unerfüllt? (Welche universelle menschliche Sehnsucht ist verletzt?)
  4. Was bittet er mich? (Selbst wenn es unklar als Kritik formuliert ist.)

Ziel ist es, die Kritik zu „übersetzen“ und die Person mit einer Vermutung abzuholen: „Bist du frustriert (Gefühl), weil du Ordnung (Bedürfnis) brauchst, nachdem ich die Unterlagen gestern einfach auf deinen Tisch gelegt habe (Beobachtung)?“

Vorteile der GFK

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