Angst vor Ablehnung
Die Angst vor Ablehnung (auch Ablehnungsangst oder Rejection Sensitivity) ist eine weit verbreitete und tief sitzende emotionale Reaktion. Sie beschreibt die übermäßige Sorge, von anderen Menschen abgelehnt, kritisiert, ausgeschlossen oder negativ beurteilt zu werden.
Diese Angst ist oft so intensiv, dass sie zu spezifischen Verhaltensmustern führt, die paradoxerweise soziale Beziehungen erschweren können.
Psychologische Mechanismen
Die Angst vor Ablehnung ist eng mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und dem Selbstwertgefühl verknüpft:
- Historische Wurzeln:
Die Angst hat oft ihren Ursprung in frühen Bindungserfahrungen (z. B. instabile oder kritische Eltern-Kind-Beziehungen) oder in negativen sozialen Erfahrungen wie Ausgrenzung oder Mobbing in der Kindheit/Jugend. - Kognitive Verzerrung:
Betroffene neigen dazu, neutrale oder ambivalente soziale Signale sofort als negativ oder ablehnend zu interpretieren. Ein nicht sofort beantworteter Anruf wird beispielsweise als persönliches Desinteresse interpretiert. - Selbstwertabhängigkeit:
Der eigene Selbstwert wird stark von der Zustimmung und Anerkennung anderer abhängig gemacht. Kritik oder Ablehnung wird als Beweis des eigenen mangelnden Wertes empfunden und löst starke Scham oder Wut aus.
Auswirkungen und Verhaltensmuster
Die Angst vor Ablehnung führt oft zu einem Teufelskreis von Verhalten, das Beziehungen paradoxerweise belastet:
| Verhaltensmuster | Beschreibung | Langfristige Folge |
| Vermeidungsverhalten | Meiden von Situationen, in denen Ablehnung möglich ist (z. B. Dating, Bewerbungen, Gruppenaktivitäten). | Soziale Isolation und das Verpassen von positiven Erfahrungen. |
| People Pleasing | Übermäßige Anpassung, ständiges Entgegenkommen, um Konflikte zu vermeiden und Zustimmung zu sichern. | Erschöpfung, Verlust der eigenen Identität und innere Frustration. |
| Rückzug / Distanzierung | Bevorstehende Ablehnung wird antizipiert. Man zieht sich präventiv zurück, um die Kontrolle zu behalten. | Emotionale Distanzierung in Beziehungen, die zur tatsächlichen Ablehnung führen kann. |
| Überreaktion | Empfindliche, oft wütende Reaktion auf vermeintliche (nicht reale) Kritik oder Ablehnung. | Konflikte und Belastung der Beziehungen, die die Angst bestätigen. |
Behandlung in der Psychotherapie
In der Psychotherapie (insbesondere KVT) wird an den zugrundeliegenden kognitiven und emotionalen Mustern gearbeitet:
- Kognitive Umstrukturierung:
Hinterfragen der automatischen, katastrophalen Gedanken („Wenn sie mich ablehnt, bin ich wertlos“). - Exposition:
Gezielte Übungen, in denen der Klient sich Situationen aussetzt, in denen eine neutrale oder geringfügige Ablehnung möglich ist (z. B. eine kleine Bitte stellen), um zu erleben, dass die Konsequenzen erträglich sind. - Stärkung des inneren Wertes:
Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls, das unabhängig von der externen Bestätigung ist.