Anpassungsstörung
Eine Anpassungsstörung (engl. Adjustment Disorder) ist eine psychische Störung, die als übermäßige oder ungesunde emotionale und/oder verhaltensmäßige Reaktion auf einen identifizierbaren belastenden Lebensereignis oder eine signifikante Lebensveränderung auftritt.
Sie ist zeitlich begrenzt und stellt eine maladaptive (fehlerhafte) Reaktion auf einen Stressor dar, die typischerweise innerhalb von drei Monaten nach dem Ereignis beginnt.
Merkmale und Symptome
Im Gegensatz zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die auf extrem traumatische Ereignisse folgt, entsteht die Anpassungsstörung als Reaktion auf häufigere Stressoren im Leben. Die Reaktion ist jedoch klinisch bedeutsam, weil:
- Der Grad des Leidens deutlich über das hinausgeht, was bei einem normalen Umgang mit dem Stressor zu erwarten wäre.
- Es zu erheblichen Beeinträchtigungen der sozialen, beruflichen oder akademischen Funktionsfähigkeit kommt.
Typische Stressoren (Auslöser):
- Trennung oder Scheidung.
- Verlust des Arbeitsplatzes oder Probleme im Berufsleben.
- Umzug oder Migration.
- Schwere Krankheit (eigen oder bei Angehörigen).
- Verlust eines geliebten Menschen (wenn die Trauerreaktion über das Normale hinausgeht).
Typische Symptome und Subtypen (nach ICD-10/ICD-11):
| Subtyp | Hauptsymptome |
| Mit depressiver Stimmung | Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit. |
| Mit Angst | Besorgnis, Nervosität, Trennungsangst (besonders bei Kindern). |
| Mit gemischter Angst und depressiver Stimmung | Kombination aus den oben genannten Symptomen. |
| Mit Störung des Sozialverhaltens | Störung des Verhaltens, Missachtung von Regeln. |
| Mit gemischter Störung der Emotionen und des Sozialverhaltens | Kombination aus emotionalen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten. |
Dauer und Prognose
- Beginn:
Innerhalb von drei Monaten nach dem Stressor. - Dauer:
Die Symptome klingen in der Regel ab, sobald der Stressor beseitigt ist oder der Patient eine neue Anpassung erreicht hat. Die Störung sollte nicht länger als sechs Monate andauern, es sei denn, es handelt sich um eine „verlängerte depressive Reaktion“ (die nach ICD-11 als eigenständige Kategorie betrachtet wird). - Prognose:
Die Prognose ist allgemein gut. Mit therapeutischer Unterstützung oder durch eigene Bewältigungsstrategien bessern sich die Symptome häufig.
Behandlung
Die Behandlung zielt darauf ab, die Bewältigungsstrategien des Patienten zu stärken und die maladaptive emotionale Reaktion zu reduzieren.
- Psychotherapie:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hilft, dysfunktionale Denkmuster in Bezug auf den Stressor zu identifizieren und zu korrigieren.
- Supportive Psychotherapie: Bietet emotionale Unterstützung und Hilfe bei der Problemlösung.
- Medikamente: (In der Regel Antidepressiva) Können kurzfristig eingesetzt werden, um starke Angst oder depressive Symptome zu lindern, sind aber nicht die Hauptbehandlung.