Autoritäre Erziehung

Die autoritäre Erziehung ist ein Erziehungsstil, der durch hohe Kontrolle und hohe Anforderungen bei geringer emotionaler Responsivität und Wärme gekennzeichnet ist. Der Fokus liegt auf Gehorsam, Disziplin und der Einhaltung starrer Regeln, ohne dass die Meinungen und Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden.

Die Folgen dieses Erziehungsstils können tiefgreifend sein und manifestieren sich oft in psychischen Problemen, die in der Psychotherapie behandelt werden müssen.

Psychische Folgen der Autoritären Erziehung

Die primären psychischen Folgen der autoritären Erziehung im Erwachsenenalter lassen sich in vier Hauptbereiche gliedern:

1. Geringes Selbstwertgefühl und Selbstunsicherheit

  • Internalisierte Kritik:
    Kinder autoritärer Eltern internalisieren oft die Botschaft, dass sie nur dann gut sind, wenn sie fehlerfrei und gehorsam sind. Dies führt zu einem instabilen Selbstwertgefühl, das stark von externer Leistung abhängt.
  • Perfektionismus:
    Die Angst vor Bestrafung oder Missbilligung führt zur Entwicklung von starrem Perfektionismus als Bewältigungsstrategie.

2. Schwierigkeiten in der emotionalen Regulierung

  • Emotionsunterdrückung:
    Da Gefühle wie Wut oder Trauer oft als „Schwäche“ oder „Ungehorsam“ angesehen und bestraft wurden, haben Betroffene Schwierigkeiten, ihre eigenen Emotionen zu erkennen und auszudrücken (vergl. auch: Alexithymie).
  • Internalisierende Probleme:
    Dies kann zur Entwicklung internalisierender Störungen führen, wie:

3. Probleme in sozialen Beziehungen und Autonomie

4. Kognitive Verzerrungen

Manifestation in der Psychotherapie

Die Folgen der autoritären Erziehung äußern sich oft deutlich in der therapeutischen Beziehung und den thematisierten Symptomen:

  • Übertragung:
    Patienten reagieren im Therapieprozess oft mit starker Übertragung auf den Therapeuten. Sie sehen den Therapeuten als strenge, urteilende Autoritätsperson (Reinszenierung des Eltern-Kind-Musters) und versuchen möglicherweise, ihn durch übermäßige Anpassung oder Leistung zu gefallen.
  • Gegenübertragung:
    Therapeuten müssen darauf achten, nicht in das Muster des strafenden oder überkritischen Elternteils zu geraten.
  • Mangelnde Autonomie:
    Die Patienten haben Schwierigkeiten, eigene Ziele zu formulieren oder die Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen, da sie es gewohnt sind, Anweisungen zu folgen.
  • Schwierigkeiten beim Aufbau einer Arbeitsbeziehung:
    Anfängliches Misstrauen, da sie gelernt haben, dass Offenheit und Verletzlichkeit zu Bestrafung führen können.

Therapeutische Ansätze

Die Therapie zielt darauf ab, die dysfunktionalen Schemata und Beziehungsmuster aufzulösen, die durch die autoritäre Erziehung entstanden sind.

Ansatz Fokus der Intervention Methode/Technik
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Modifikation von Grundüberzeugungen und Regeln. Kognitive Umstrukturierung: Bearbeitung der Grundüberzeugungen wie „Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere“ oder „Wenn ich Fehler mache, werde ich bestraft.“
Schematherapie (Weiterentwicklung der KVT) Heilung frühkindlicher, dysfunktionaler Schemata. Schemamodi-Arbeit: Bearbeitung des „Strafenden Elternmodus“ (internalisierte elterliche Kritik) und Stärkung des „Gesunden Erwachsenenmodus“ zur Fürsorge für das „Verletzliche Kind-Schema“.
Psychodynamische Verfahren Durcharbeiten der Übertragung und früher Beziehungsmuster. Deutung: Analyse der Interaktion zwischen Patient und Therapeut, um die unbewusst reproduzierten Muster der Kindheit (z. B. Angst vor dem Urteil) zu erkennen und zu korrigieren.
Skillstraining/Emotionsfokussierte Therapie Aufbau emotionaler Regulationsfähigkeit. Erlernen, die unterdrückten Emotionen zu identifizieren, zu benennen und auf gesunde Weise auszudrücken.
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