Beziehungsschemata

Beziehungsschemata sind in der Psychotherapie innerpsychische Muster und Überzeugungen darüber, wie Beziehungen funktionieren, wie man sich selbst in Beziehungen sieht und was man von anderen erwartet. Sie entstehen durch frühe Beziehungserfahrungen, insbesondere mit den wichtigsten Bezugspersonen, und sind oft unbewusst.

Sie funktionieren wie eine kognitive Schablone oder ein internes Drehbuch, das zukünftige soziale Interaktionen filtert, interpretiert und steuert.

Zentrale Bestandteile eines Beziehungsschemas

Ein Beziehungsschema setzt sich typischerweise aus drei eng verknüpften Elementen zusammen:

Bestandteil Erklärung
Selbstbild Die unbewusste Überzeugung darüber, wer man in Beziehungen ist. (z. B. „Ich bin liebenswert“, oder dysfunktional: „Ich bin unzulänglich und werde verlassen.“)
Fremdbild Die Erwartung darüber, wie andere Menschen handeln werden. (z. B. „Andere sind hilfsbereit“, oder dysfunktional: „Andere werden mich ausnutzen und enttäuschen.“)
Beziehungsskript Die Regel, wie man handeln muss, um das Ergebnis zu bekommen, das man erwartet oder befürchtet. (z. B. „Ich muss immer stark sein, um nicht verletzt zu werden.“)

Entstehung und Funktion

Entstehung

Beziehungsschemata entwickeln sich, wenn grundlegende Beziehungsmotive (wie die nach Anerkennung, Sicherheit, Wichtigkeit und Autonomie) in der Kindheit chronisch befriedigt oder chronisch frustriert wurden.

  • Positive Schemata entstehen, wenn die Motive erfüllt werden (z. B. man lernt: „Beziehungen sind sicher und unterstützend“).
  • Dysfunktionale Schemata entstehen, wenn die Motive verletzt werden (z. B. man lernt: „Ich muss mich anpassen, um nicht verlassen zu werden, weil meine Bedürfnisse egal sind“).

Funktion

Die Hauptfunktion von Schemata ist die Reduktion von Unsicherheit. Das Schema sagt uns, was zu erwarten ist, und motiviert uns, uns entsprechend zu verhalten, um Überraschungen und Schmerz zu vermeiden, selbst wenn das Verhalten langfristig maladaptiv ist.

Beziehungsschemata in der Therapie

In der Psychotherapie, besonders in der Klärungsorientierten Psychotherapie (Rainer Sachse) und der Schematherapie (Jeffrey Young), stehen die dysfunktionalen Schemata im Fokus.

Therapeutisches Ziel Beispiel
Klärung Dem Klienten wird das unbewusste Schema bewusst gemacht: („Aha, ich handle so, weil ich erwarte, dass jeder mich am Ende ablehnt.“)
Korrektur Das Schema wird im sicheren Rahmen der therapeutischen Beziehung korrigiert (korrektive emotionale Erfahrung). Der Therapeut verhält sich entgegen dem Schema, das der Klient erwartet.
Flexibilisierung Der Klient lernt neue, adaptive Verhaltensmuster, um die Welt nicht nur durch die alte, dysfunktionale „Schablone“ zu sehen.
« zurück zum Glossar-Index