Delirium
Delirium (auch als akutes Verwirrtheitssyndrom bekannt) ist in der Psychiatrie eine schwere, akute Störung der Aufmerksamkeit und Kognition, die durch eine organische Ursache (z. B. körperliche Krankheit, Drogenintoxikation oder Entzug) hervorgerufen wird.
Es ist ein medizinischer Notfall und muss dringend diagnostiziert und behandelt werden, da es oft ein Zeichen für eine lebensbedrohliche körperliche Störung ist.
Kernmerkmale und Symptome
Die Diagnose des Deliriums basiert auf vier zentralen Kriterien, die schnell innerhalb von Stunden oder Tagen auftreten (akuter Beginn) und in ihrer Intensität im Tagesverlauf fluktuieren:
1. Störung der Aufmerksamkeit
Dies ist das Hauptmerkmal. Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, zu fokussieren oder zu verlagern, ist deutlich reduziert oder gestört. Patienten können leicht abgelenkt werden und haben Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen.
2. Kognitive Störung
Zusätzlich zur Aufmerksamkeitsstörung liegt eine Störung in mindestens einem anderen kognitiven Bereich vor:
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Gedächtnisstörungen (insbesondere Kurzzeitgedächtnis).
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Desorientierung (zeitlich, örtlich, zur Person).
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Sprachstörungen oder Wahrnehmungsstörungen (z. B. Halluzinationen, meist visuell).
3. Akuter Beginn und Fluktuation
Die Symptome treten akut (meist innerhalb von Stunden oder Tagen) auf und neigen dazu, über den Tagesverlauf zu fluktuieren (sie sind oft nachts oder am späten Nachmittag am schlimmsten).
Klinische Formen des Deliriums
Das Delirium kann sich in verschiedenen psychomotorischen Formen manifestieren:
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Hyperaktives Delir:
Gekennzeichnet durch Unruhe, Aggressivität, emotionale Labilität, schnelle Stimmungsschwankungen und oft lebhafte Halluzinationen. Dies ist die leichter zu erkennende Form. -
Hypoaktives Delir:
Gekennzeichnet durch Lethargie, Apathie, verlangsamte Reaktionen und Trägheit. Diese Form wird oft übersehen oder fälschlicherweise als Depression oder Demenz interpretiert. -
Gemischtes Delir:
Der Patient wechselt zwischen hyperaktiven und hypoaktiven Zuständen.
Ätiologie (Ursachen)
Delirium tritt häufig bei älteren Menschen und Patienten mit vorbestehenden kognitiven Beeinträchtigungen auf. Mögliche Ursachen („DELIRIUM“-Mnemonik):
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Drugs (Medikamente: z.B. Sedativa, Anticholinergika)
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Electrolyte imbalances (Elektrolytstörungen)
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Lack of oxygen (Hypoxie, Lungenentzündung)
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Infection (Infektionen, z.B. Harnwegsinfekte, Sepsis)
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Retention / Renale/hepatische Insuffizienz (Nieren- oder Leberversagen)
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Intracranial (Schlaganfall, Trauma, Blutungen)
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Under-nutrition / Uncontrolled pain (Mangelernährung, unbehandelter Schmerz)
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Metabolic / Multi-pathology (Stoffwechselstörungen, Multimorbidität)
Behandlung
Die Behandlung ist primär kausal und unterstützend:
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Behandlung der Ursache:
Identifizierung und Korrektur der zugrunde liegenden körperlichen Erkrankung (z. B. Antibiotika bei Infektionen, Ausgleich von Elektrolytstörungen). -
Milieutherapie:
Schaffung einer ruhigen, reizarmen Umgebung, ausreichende Orientierungshilfen (Uhr, Kalender), Anwesenheit vertrauter Personen. -
Medikamentöse Behandlung:
Nur bei schweren Verhaltensstörungen und Eigen- oder Fremdgefährdung, um die Unruhe zu kontrollieren (meist mit niedrig dosierten Neuroleptika).