Derealisation

Die Derealisation ist ein psychologisches Phänomen und ein Symptom, das zur Gruppe der dissoziativen Störungen zählt. Sie beschreibt das Gefühl der Entfremdung von der Außenwelt oder der Umgebung.

Betroffene erleben ihre Umwelt als unwirklich, fremd oder verändert, obwohl sie wissen, dass diese veränderte Wahrnehmung subjektiv ist und nicht der äußeren Realität entspricht – die Realitätsprüfung bleibt erhalten.

Symptome der Derealisation

Bei der Derealisation wirkt die Umwelt plötzlich oder anhaltend ungewohnt und surreal. Die Symptome beziehen sich auf die äußere Wahrnehmung:

  • Unwirklichkeit der Umgebung:
    Die Welt erscheint wie im Traum, wie eine Bühne, auf der alle anderen ein Schauspiel aufführen, oder als würde man sie durch einen Schleier oder eine Glaswand sehen.
  • Veränderte Wahrnehmung von Objekten:
    Vertraute Gegenstände können fremd, farblos, leblos oder verzerrt (zu groß oder zu klein) erscheinen.
  • Verzerrte Zeitwahrnehmung:
    Die Zeit kann sich subjektiv verlangsamen (Zeitlupe) oder stark beschleunigen.
  • Emotionale Distanz:
    Die emotionale Verbindung zur Umgebung oder zu vertrauten Menschen fühlt sich abgeschnitten an, sie wirken fern und unzugänglich.

Zusammenhang mit Depersonalisation

Derealisation tritt sehr häufig zusammen mit der Depersonalisation auf, die sich auf die Entfremdung vom eigenen Selbst (Körper, Gedanken, Gefühle) bezieht. Man spricht dann vom Depersonalisations-/Derealisationssyndrom.

Phänomen Fokus der Entfremdung Erlebtes Gefühl
Depersonalisation Das Selbst/die Person „Ich fühle mich unwirklich, wie ein Roboter.“
Derealisation Die Außenwelt/Umgebung „Die Welt sieht unwirklich aus, wie in einem Film.“

Ursache und Funktion

Wie die Depersonalisation wird die Derealisation als Abwehrmechanismus des Gehirns interpretiert, der als Reaktion auf überwältigenden Stress oder traumatische Erfahrungen ausgelöst wird.

Die dissoziative Abspaltung dient dazu, die emotionale Intensität eines Ereignisses zu dämpfen, indem man sich von der schmerzhaften Realität distanziert. Dadurch soll die sofortige emotionale Überlastung vermieden werden.

Vorkommen

Derealisation kann als eigenständige Störung diagnostiziert werden, ist aber auch ein häufiges Symptom bei:

Die Therapie zielt darauf ab, die Grundursachen (Angst, Trauma oder Stress) zu behandeln und dem Patienten mithilfe von Erdungstechniken (Grounding) und kognitiver Umstrukturierung zu helfen, wieder vollständig im Hier und Jetzt anzukommen.

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