Dysfunktionale Kognitionen
Dysfunktionale Kognitionen sind fehlerhafte, negative oder unrealistische Denkmuster, Überzeugungen und Annahmen, die psychisches Leid verursachen oder aufrechterhalten. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Kognitiven Therapie und der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT).
Definition und Rolle in der Psychologie
Dysfunktionale Kognitionen sind Gedanken, die in bestimmten Situationen automatisch und unbewusst ablaufen und nicht auf einer objektiven Realitätsprüfung beruhen.
- Kernannahme:
Nach dem kognitiven Modell von Aaron T. Beck führen diese Denkmuster zu negativen Emotionen und unangepasstem Verhalten. - Hierarchie der Kognitionen:
Beck unterscheidet drei Ebenen:- Automatische Gedanken:
Aktuelle, spontane, flüchtige Gedanken (z. B. „Ich mache bestimmt wieder alles falsch“). - Dysfunktionale Annahmen/Regeln:
Zwischengeschaltete Überzeugungen, die das Verhalten steuern (z. B. „Wenn ich nicht perfekt bin, bin ich wertlos“). - Grundannahmen/Schemata:
Tief verwurzelte, globale Überzeugungen über sich selbst, andere und die Welt (z. B. „Ich bin unfähig“).
- Automatische Gedanken:
Beispiele für Dysfunktionale Kognitionen (Kognitive Verzerrungen)
Dysfunktionale Kognitionen manifestieren sich in typischen Denkfehlern (kognitiven Verzerrungen), die der Realität nicht angemessen sind:
Denkfehler | Beschreibung | Beispiel |
Dichotomes Denken (Schwarz-Weiß-Denken) | Ereignisse werden nur in Extreme eingeteilt, ohne Graustufen. | „Entweder ich bin perfekt, oder ich bin ein totaler Versager.“ |
Katastrophisieren | Überzogene Bewertung einer Situation als schrecklich und unerträglich. | „Wenn mein Vorgesetzter mich kritisiert, werde ich gefeuert und mein Leben ist ruiniert.“ |
Gedankenlesen | Annehmen zu wissen, was andere denken, ohne dies zu überprüfen. | „Mein Freund hat sich noch nicht gemeldet; er mag mich bestimmt nicht mehr.“ |
Selektive Abstraktion | Nur ein negatives Detail wird beachtet, während der Gesamtkontext ignoriert wird. | Trotz viel Lob fokussiert die Person nur auf eine kleine, kritische Anmerkung. |
Übergeneralisierung | Aus einem Einzelfall wird eine allgemeingültige, zeitlich unbegrenzte Regel abgeleitet. | „Ich bin bei dieser Prüfung durchgefallen, also werde ich immer bei allem scheitern.“ |
Personalisierung | Die Person bezieht äußere, neutrale Ereignisse auf sich selbst. | „Die Besprechung war schlecht gelaunt; das liegt daran, dass ich schlecht vorbereitet war.“ |
Therapeutische Behandlung
Das therapeutische Ziel ist die Kognitive Umstrukturierung:
- Bewusstmachung:
Dem Patienten werden mithilfe von Gedankenprotokollen seine automatischen Gedanken und die zugrunde liegenden Denkfehler bewusst gemacht. - Überprüfung:
Mittels des Sokratischen Dialogs werden die Kognitionen kritisch hinterfragt („Was spricht für diesen Gedanken?“, „Welche Beweise gibt es dafür?“). - Korrektur:
Dysfunktionale Gedanken werden durch realistischere und funktionalere alternative Kognitionen ersetzt, die in Verhaltensexperimenten getestet werden.