Eifersucht

Eifersucht (Jealousy) ist eine komplexe, schmerzhafte Emotion, die typischerweise als Reaktion auf die wahrgenommene oder tatsächliche Bedrohung des Verlusts einer wertgeschätzten Beziehung an eine reale oder imaginäre dritte Person entsteht.

Eifersucht ist keine Basisemotion, sondern ein sekundäres Gefühl, das sich aus einer Mischung von Angst (vor Verlust), Ärger (auf den Rivalen oder den Partner) und Traurigkeit (über den drohenden Verlust) zusammensetzt.

Die Drei-Personen-Dynamik

Eifersucht ist durch ihre spezifische soziale Struktur definiert: Sie involviert immer drei Parteien:

  1. Die eifersüchtige Person:
    Fühlt die Bedrohung.
  2. Die Bezugsperson/der Partner:
    Dessen Zuneigung infrage steht.
  3. Der Rivale:
    Die Person, die als Bedrohung oder Konkurrent um die Zuneigung wahrgenommen wird.

Psychologische Ursachen

Eifersucht ist primär ein Selbstwertproblem in Verbindung mit Bindungsängsten:

  • Geringer Selbstwert:
    Eifersüchtige Personen neigen dazu, ihren eigenen Wert als gering einzuschätzen. Die Bedrohung durch einen Rivalen wird als Bestätigung der eigenen Unzulänglichkeit interpretiert („Ich bin nicht gut/liebeswert genug“).
  • Angst vor Verlust und Verlassenwerden:
    Eng verknüpft mit unsicheren Bindungsstilen (insbesondere dem ängstlich-ambivalenten Bindungsstil). Das IWM (Innere Arbeitsmodell) besagt, dass Beziehungen instabil sind und der Partner jederzeit verlassen wird.
  • Kontrollbedürfnis:
    Die Eifersucht dient oft als Versuch, die Beziehung und den Partner zu kontrollieren, um die Unsicherheit zu bewältigen (führt aber paradoxerweise zum Gegenteil).
  • Evolutionäre Perspektive:
    Aus evolutionärer Sicht wird Eifersucht als Mechanismus interpretiert, der die Bindung des Partners sichern soll, um die Fortpflanzungschancen zu erhöhen (insbesondere bei Männern die Sorge um die Vaterschaft und bei Frauen die Sorge um die Ressourcen des Partners).

Dysfunktionale Formen und Folgen

Eifersucht wird dysfunktional, wenn sie unverhältnismäßig, chronisch oder zwanghaft ist:

Form Beschreibung Klinische Relevanz
Pathologische Eifersucht Eifersucht, die ohne realistischen Grund auftritt und die Gedanken des Betroffenen beherrscht (zwanghafte Kontrollen, ständiges Grübeln). Kann bis zur Wahnhaften Störung (Eifersuchtswahn) reichen (unkorrigierbarer Glaube an die Untreue).
Kontrollverhalten Überwachung des Partners, Isolation von Freunden/Familie, Verbot von Kontakten. Führt zu dysfunktionalen Beziehungen und emotionalem Missbrauch.
Selbstzerstörung Eifersucht wird internalisiert und führt zu Depressionen, Alkoholkonsum oder Selbstverletzung. Destabilisiert die psychische Gesundheit der eifersüchtigen Person.

Therapeutischer Umgang

Die Therapie zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Unsicherheiten und dysfunktionalen Kognitionen zu behandeln:

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