Emotionsregulation
Emotionsregulation ist in der Psychologie die Fähigkeit, Einfluss darauf zu nehmen, welche Emotionen man hat, wann man sie hat und wie man sie erlebt und ausdrückt. Sie ist ein Schlüsselprozess für die psychische Gesundheit und soziale Anpassung.
Das Prozessmodell der Emotionsregulation (nach James Gross)
Das am häufigsten zitierte Modell zur Emotionsregulation unterteilt den emotionalen Prozess in verschiedene Phasen, an denen Regulationsstrategien ansetzen können:
Phase | Strategie | Erklärung |
I. Antezedensfokussiert (Setzt vor der vollständigen Emotion ein) | 1. Situationsauswahl | Gezieltes Aufsuchen oder Vermeiden von emotionalen Situationen. |
2. Situationsmodifikation | Aktive Veränderung der aktuellen Situation, um deren emotionale Wirkung zu ändern (z.B. ein schwieriges Gespräch vertagen oder umstrukturieren). | |
3. Aufmerksamkeitslenkung | Die Aufmerksamkeit von emotionalen Aspekten wegleiten (z.B. Ablenkung oder Gedankenstopp). | |
4. Kognitive Neubewertung (Reappraisal) | Die Bedeutung einer Situation oder eines Reizes neu interpretieren, um die emotionale Reaktion zu ändern. Dies gilt als adaptive Strategie. | |
II. Reaktionsfokussiert (Setzt nach der Emotion ein) | 5. Reaktionsmodulation | Direkter Einfluss auf die emotionale Reaktion (Erleben, Physiologie, Ausdruck), z.B. Unterdrückung des Gefühlsausdrucks oder Entspannungsübungen. Emotionsunterdrückung gilt oft als maladaptiv, da sie längerfristig negative Effekte haben kann. |
Adaptive vs. Maladaptive Strategien
Die Psychologie unterscheidet zwischen Strategien, die langfristig das Wohlbefinden fördern, und solchen, die eher schädlich sind:
Typ | Adaptive (Förderliche) Strategien | Maladaptive (Ungünstige) Strategien |
Funktion | Flexibilität, Problemlösung, langfristiges Wohlbefinden. | Kurzfristige Linderung, aber langfristige Aufrechterhaltung der Probleme. |
Beispiele | Kognitive Neubewertung, Akzeptanz der Emotion, Problemlösen, Achtsamkeitsübungen, Entspannung. | Rumination (Grübeln), Vermeidung (von Situationen), Emotionsunterdrückung, Dissoziation, Selbstverletzung. |
Gerade in der Psychotherapie (z.B. in der Dialektisch-Behavioralen Therapie, DBT) ist das Erlernen und Trainieren adaptiver Emotionsregulationsfertigkeiten ein zentrales Behandlungsziel.
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