Erregung (arousal)

Der Begriff Erregung (engl. arousal) beschreibt in der Psychologie einen Zustand allgemeiner psychophysiologischer Aktivierung und Wachheit. Es ist eine grundlegende Dimension des emotionalen und motivationalen Zustands eines Organismus.

Was Erregung in der Psychologie bedeutet

Erregung ist nicht spezifisch für eine bestimmte Emotion (wie Freude oder Wut), sondern eine unspezifische Intensitätsdimension, die sowohl positiv als auch negativ empfunden werden kann.

1. Die Psychophysiologische Basis

Erregung ist ein kontinuierlicher Zustand, der von tiefer Entspannung (niedrige Erregung) bis zu panischer Alarmbereitschaft (hohe Erregung) reicht und sich in folgenden Systemen manifestiert:

  • Physiologisch (Körperliche Aktivierung):
    Die Erregung wird hauptsächlich durch das Autonome Nervensystem (ANS) gesteuert, insbesondere durch den Sympathikus (zuständig für „Kampf oder Flucht“).

    • Messbare Indikatoren (Arousal-Indikatoren):
      • Erhöhte Herzfrequenz und Atemfrequenz.
      • Erhöhter Blutdruck.
      • Verstärkte Hautleitfähigkeit (Skin Conductance), die durch Schwitzen ausgelöst wird.
      • Pupillenerweiterung.
      • Erhöhte Muskelspannung.
  • Psychologisch (Zentrale Aktivierung):
    Dies umfasst die Aktivität des Gehirns und äußert sich in der Wachheit und Aufmerksamkeit des Individuums.

2. Erregung und Emotion

In vielen Emotionstheorien ist Erregung eine zentrale Komponente.

  • Zwei-Faktoren-Theorie (Schachter & Singer):
    Diese Theorie besagt, dass Emotionen aus zwei Komponenten entstehen:

    1. Physiologische Erregung (z. B. Herzrasen).
    2. Kognitive Bewertung oder Interpretation dieser Erregung in Bezug auf die Umgebung.
    • Beispiel: Herzrasen bei einem Date kann als „Verliebtheit“ interpretiert werden (positive Emotion), während das gleiche Herzrasen in einer dunklen Gasse als „Angst“ interpretiert wird (negative Emotion).

3. Erregung und Leistung (Yerkes-Dodson-Gesetz)

Das Yerkes-Dodson-Gesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Erregungsniveau und der Leistungsfähigkeit (Performance):

  • Niedrige Erregung:
    Führt zu Langeweile, Müdigkeit und verminderter Aufmerksamkeit, was die Leistung mindert.
  • Optimales Erregungsniveau:
    Dieses Niveau liegt im mittleren Bereich und führt zur besten Leistung, Konzentration und Reaktionsfähigkeit.
  • Hohe Erregung:
    Führt zu Stress, Angst, Desorganisation und Übererregung, was die Leistung wieder mindert (z. B. „Blackout“ bei Prüfungen).

Die optimale Erregung ist abhängig von der Komplexität der Aufgabe: Für einfache, monotone Aufgaben ist eine höhere Erregung förderlich, während für komplexe, neue Aufgaben eine niedrigere, ruhigere Erregung optimal ist.

Andere Kontexte für den Begriff „Erregung“

Obwohl der psychophysiologische Zustand die Hauptbedeutung ist, wird der Begriff auch spezifischer verwendet:

  • Sexuelle Erregung: Ein spezifischer, positiv empfundener Erregungszustand, der auf sexuelle Stimulation und Motivation zurückzuführen ist.
  • Neuronen-Erregung: Im biologischen Sinne die Weiterleitung eines elektrischen oder chemischen Signals von einer Nervenzelle zur nächsten.
« zurück zum Glossar-Index