Exposition
In der Psychologie bezeichnet Exposition (häufig synonym mit Konfrontationstherapie) eine zentrale und hochwirksame Methode der kognitiven Verhaltenstherapie zur Behandlung von Angst– und Zwangsstörungen.
Sie basiert auf dem Prinzip, dass die Vermeidung angstauslösender Reize die Störung aufrechterhält, und zielt darauf ab, die Angst durch eine gezielte Konfrontation mit dem gefürchteten Reiz zu reduzieren.
Das Wirkprinzip der Exposition
Die Methode basiert auf zwei Hauptmechanismen des Lernens und der Angstreaktion:
- Habituation (Gewöhnung):
Der Patient bleibt in der angstauslösenden Situation, bis die anfängliche hohe Angst von selbst abflaut. Durch wiederholte Konfrontation lernt das Gehirn, dass der Reiz nicht mehr bedrohlich ist, und die Angstreaktion nimmt langfristig ab. - Erwartungswiderlegung:
Das wichtigere Prinzip ist die korrigierende Erfahrung. Der Patient erlebt, dass die befürchtete Katastrophe (z.B. Ohnmacht, Herzinfarkt, Kontrollverlust, tatsächliche Ansteckung) nicht eintritt, obwohl er die Vermeidungs– oder Sicherheitsstrategien (wie Flucht oder Zwangsrituale) unterlässt. Dies widerlegt die ursprüngliche, irrationale Angsterwartung.
Formen und Anwendung der Exposition
Die Expositionstherapie ist der Goldstandard in der Behandlung zahlreicher Störungen:
Störungsbild | Angstauslösender Reiz | Therapeutischer Fokus |
Spezifische Phobien (z.B. Spinnen, Höhen) | Gefürchtetes Objekt/Situation | Direkte Konfrontation mit dem Objekt, bis die Angst abklingt. |
Agoraphobie und Panikstörung | Öffentliche Plätze, Enge, Körperempfindungen (z.B. Herzrasen) | Gezieltes Aufsuchen der gefürchteten Orte ohne Flucht und das aktive Herbeiführen der gefürchteten Körpersymptome (Interozeptive Exposition). |
Zwangsstörungen | Auslösende Gedanken/Kontamination | Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz (z.B. Schmutz) bei gleichzeitiger Reaktionsverhinderung (Unterlassen des Wasch- oder Kontrollzwangs). |
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) | Traumaerinnerungen | Gezielte Konfrontation mit den Erinnerungen (z.B. bei der Narrativen Expositionstherapie, NET) in einem sicheren Rahmen. |
Praktische Durchführung
Die Exposition wird stets gut vorbereitet und kann in verschiedenen Modalitäten erfolgen:
A. Konfrontationsarten
- In Vivo:
Direkte Konfrontation in der realen Situation (z.B. eine Busfahrt). - In Sensu:
Konfrontation in der Vorstellung (z.B. detailreiches Erzählen oder Vorstellen der Angstsituation). - Virtuelle Realität (VR):
Konfrontation in einer simulierten Umgebung (z.B. bei Flugangst).
B. Intensität
- Graduierte Exposition:
Der Patient nähert sich dem Angstobjekt oder der Situation schrittweise an, oft mithilfe einer Angsthierarchie. - Flooding (Implosion):
Konfrontation mit dem stärksten Angstauslöser von Beginn an. Dies ist intensiver und erfordert eine höhere Motivation des Patienten.
Wichtig: Der Erfolg der Exposition beruht darauf, die Situation ohne die üblichen Sicherheits- oder Vermeidungsverhalten (wie Ablenkung, Mitnahme von Notfallmedikamenten, sofortige Flucht) auszuhalten, bis die Angst deutlich abnimmt. Sie wird in der Regel von einem Therapeuten begleitet und ist ein integraler Bestandteil einer umfassenden Psychotherapie.
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