Exposition mit Reaktionsverhinderung

Die Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP), abgeleitet vom Englischen Exposure and Response Prevention, ist die Therapie der Wahl und gilt als das wirksamste Verfahren zur Behandlung der Zwangsstörung (OCD). Sie ist ein Kernelement der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT).

ERP ist eine Methode, die gezielt darauf abzielt, den Zwangskreislauf zu durchbrechen.

Funktionsweise und Ablauf

Die ERP besteht aus zwei untrennbaren Schritten, die therapeutisch begleitet und schrittweise durchgeführt werden:

1. Exposition (Exposure)

Bei diesem Schritt wird der Patient bewusst und kontrolliert den Reizen ausgesetzt, die seine Zwangsgedanken (Obsessionen) auslösen. Dies kann real (in vivo) oder in der Vorstellung (in sensu) geschehen.

  • Ziel: Die Angst zu provozieren, die der Patient normalerweise durch seine Rituale vermeiden würde.
  • Beispiel: Eine Person mit Waschzwang muss eine als „kontaminiert“ empfundene Türklinke berühren.

2. Reaktionsverhinderung (Response Prevention)

Dies ist der entscheidende und schwierigste Schritt. Nach der Exposition wird die Person angeleitet, die sonst folgenden Zwangshandlungen (Kompulsionen) oder neutralisierenden Verhaltensweisen konsequent zu unterlassen.

  • Ziel: Die kurzfristige Angstreduktion durch das Ritual zu verhindern und dem Patienten die Erfahrung der Habituation zu ermöglichen.
  • Beispiel: Die Person darf sich nach dem Berühren der Türklinke nicht die Hände waschen und muss die aufkommende Angst aushalten.

Psychologischer Mechanismus

Der Erfolg der ERP basiert auf zwei psychologischen Lernprozessen:

  1. Habituation (Gewöhnung):
    Der Patient erlebt, dass die Angst nach dem Auslösen des Zwangsgedankens von alleine abklingt, wenn er lange genug in der Situation verweilt. Er lernt, dass die maximal empfundene Anspannung nicht unendlich steigt.
  2. Korrektive Lernerfahrung:
    Der Patient lernt, dass die befürchtete Katastrophe (z.B. eine schwere Krankheit oder ein Unfall) nicht eintritt, obwohl er die Zwangshandlung unterlassen hat. Dies widerlegt die Überzeugung, dass das Ritual notwendig sei, und löscht die erlernte Verbindung zwischen Reiz und Zwang.

Die Exposition mit Reaktionsverhinderung ist ein intensives Verfahren, das eine hohe Motivation des Patienten und eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung erfordert.

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