Grundüberzeugungen

In der Psychologie, insbesondere in der Kognitiven Verhaltenstherapie und der Schematherapie, beziehen sich Grundüberzeugungen (auch Kernüberzeugungen oder Core Beliefs) auf tief verwurzelte, zeitlich stabile und generalisierte Annahmen, die ein Mensch über sich selbst, andere Menschen und die Welt hat.
Diese Überzeugungen werden in der Regel früh im Leben durch wiederholte Erfahrungen entwickelt und funktionieren oft unbewusst wie kognitive Schemata. Sie dienen dazu, die Welt zu interpretieren, zu bewerten und Vorhersagen zu treffen.

Hierarchische Struktur der Kognitionen

Die Kognitive Therapie nach Aaron T. Beck postuliert eine hierarchische Struktur des Denkens:

  1. Grundüberzeugungen (Core Beliefs):
    Die tiefste und stabilste Ebene. Sie sind absolut, global und fundamental („Ich bin unfähig“, „Die Welt ist gefährlich“).
  2. Annahmen (Intermediate Beliefs):
    Darauf aufbauende Regeln, Einstellungen und Konditionalsätze. Sie sind oft in der Form „Wenn-dann“ formuliert („Wenn ich immer perfekt bin, dann werde ich akzeptiert“ oder „Ich darf keine Fehler machen“).
  3. Automatische Gedanken:
    Die oberflächlichste Ebene. Das sind situationsspezifische, spontane Gedanken, die uns durch den Kopf gehen und direkt zu Emotionen und Verhalten führen („Ich werde diese Präsentation vermasseln“). Diese leiten sich aus den Annahmen und Grundüberzeugungen ab.

Beispiele für dysfunktionale Grundüberzeugungen

Dysfunktionale, also hinderliche oder negative, Grundüberzeugungen sind oft die Basis für psychische Störungen wie Depressionen oder Angststörungen (siehe auch: Dysfunktionale Kognitionen). Man unterscheidet typischerweise drei Hauptkategorien:

Kate­gorieThemaNegative Beispiele
Hilf­­losig­­keitFähigkeit und Kontrolle„Ich bin inkompetent (dumm, unfähig).“ „Ich kann nichts gut.“ „Ich bin dazu verdammt, zu versagen.“
Lie­bens­­un­­würdig­­keitSelbstwert und Zugehörigkeit„Ich bin nicht liebenswert (wertlos, unzulänglich).“ „Niemand kann mich wirklich mögen.“ „Ich bin anders als alle anderen.“
Be­­droh­­lich­­keitWelt und andere„Die Welt ist gefährlich.“ „Andere sind nicht verlässlich (hinterhältig, missbräuchlich).“ „Man muss immer auf der Hut sein.“

Therapeutische Relevanz

Die Arbeit an diesen Kernüberzeugungen ist ein zentrales Ziel in der Psychotherapie. Die Veränderung starrer, negativer Grundüberzeugungen hin zu flexibleren und realistischeren Sichtweisen („Ich bin fähig, auch wenn ich Fehler mache“) ist entscheidend für eine nachhaltige Besserung.

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