Herzrasen

Herzrasen (Palpitationen) ist ein häufiges Symptom, das oft im Rahmen von Angststörungen oder somatischen Belastungsstörungen auftritt, nachdem medizinische Ursachen ausgeschlossen wurden.

Die Psychotherapie ist in diesen Fällen die Behandlung der ersten Wahl und zielt darauf ab, den Teufelskreis aus körperlichem Symptom und Angst zu durchbrechen.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als Goldstandard

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich als die wirksamste Methode bei Herzrasen (funktionellen Herzbeschwerden) erwiesen, da sie direkt die Angst vor der körperlichen Empfindung und die Fehlinterpretation der Symptome („Ich habe einen Herzinfarkt“) korrigiert.

Die Therapie konzentriert sich auf folgende Schlüsselbereiche:

1. Kognitive Umstrukturierung

Patienten mit funktionellen Herzbeschwerden neigen dazu, normale Herzschläge oder harmlose Extrasystolen katastrophisierend zu interpretieren. Die Therapie hilft dabei, diese Fehlinterpretationen zu korrigieren:

  • Identifikation automatischer Gedanken:
    „Mein Herz stolpert, ich sterbe gleich.“
  • Realitätsprüfung:
    Der Therapeut arbeitet mit dem Patienten die unauffälligen kardiologischen Befunde durch und prüft die Wahrscheinlichkeit der Katastrophe.
  • Ersatz von Gedanken:
    Die Patienten lernen, ihre Wahrnehmung als „unangenehm, aber harmlos“ neu zu bewerten.

2. Expositionstherapie

Das Ziel ist, die Angst vor der Herzfrequenzsteigerung und den damit verbundenen Körperempfindungen zu verlernen.

  • Provokation des Symptoms:
    Der Therapeut fordert den Patienten auf, gezielt Übungen durchzuführen, die das Herzrasen auslösen (z.B. schnelles Treppensteigen, schnelles Atmen, Kaffee trinken).
  • Angst aushalten:
    Der Patient lernt, das Herzrasen ohne Sicherheitsverhalten (wie sofortiges Hinsetzen, Pulsfühlen, Notarzt rufen) auszuhalten, bis die Angst und das Symptom von selbst abklingen. Dies korrigiert die Erwartung, dass die Empfindung gefährlich ist.

3. Psychoedukation und Entspannung

  • Psychoedukation:
    Aufklärung über die Funktionelle Herzdysfunktion und die Rolle der Angst-Körper-Spirale (Herzrasen –> Angst –> noch mehr Herzrasen).
  • Entspannung:
    Erlernen von Entspannungstechniken (z.B. Progressive Muskelentspannung, Atemtechniken), um die körperliche Erregung bei Bedarf selbstständig zu senken.

Wichtiger Hinweis: Bevor eine psychotherapeutische Behandlung begonnen wird, ist die vollständige kardiologische Abklärung zwingend erforderlich, um organische Ursachen für das Herzrasen sicher auszuschließen (Ausschlussdiagnostik).

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