Impuls

In der Psychologie ist ein Impuls der unmittelbare, starke, innere Drang oder die unwiderstehliche Neigung, eine Handlung auszuführen, ohne die Konsequenzen vollständig zu bedenken oder eine rationale Abwägung vorzunehmen.

Ein Impuls ist die primäre, automatische Reaktion, die der bewussten kognitiven Kontrolle entgeht.

Psychologische Charakteristika des Impulses

Der Impuls ist das Kernelement der Impulsivität (der Persönlichkeitseigenschaft) und der Impulskontrollstörungen (der klinischen Diagnose).

Merkmale des Impulses

  • Unmittelbarkeit:
    Der Drang tritt plötzlich und intensiv auf und erfordert eine sofortige Befriedigung oder Handlung.
  • Fehlende Abwägung:
    Die Handlung wird ausgeführt, bevor die potenziellen negativen Konsequenzen (finanziell, sozial, körperlich) reflektiert und bewertet werden konnten.
  • Spannungsreduktion:
    Der Impuls ist oft mit einem Gefühl der wachsenden inneren Anspannung verbunden. Die Ausführung der Handlung führt zu einer sofortigen, wenn auch kurzfristigen, Entspannung oder Erleichterung.

Neurokognitive Grundlage

Der Impuls wird im Dual-Prozess-Modell der Kognition oft dem schnellen, automatischen System zugeordnet, das im Gegensatz zum langsamen, reflektierenden System (kontrolliert durch den präfrontalen Kortex) steht.

  • Defizit in der Hemmung:
    Ein Mangel an Impulskontrolle wird mit einer Schwäche der Exekutivfunktionen assoziiert, insbesondere der Reaktionshemmung (Response Inhibition) – der Fähigkeit, eine automatische Reaktion zu unterdrücken.

Der Impuls in Störungsbildern

Impulse spielen eine zentrale Rolle bei verschiedenen psychischen Erkrankungen, wobei die Fähigkeit zur Unterdrückung des Impulses gestört ist:

Störungsbild Auslöser des Impulses Funktion des Impulses
Impulskontrollstörungen (z.B. Pyromanie, Kleptomanie) Innere Spannung oder Langeweile. Lösung der Anspannung durch die impulsive Tat selbst.
Borderline-Persönlichkeitsstörung Überwältigende intensive Emotionen (Wut, Verzweiflung). Regulierung des unerträglichen Affekts (durch Selbstverletzung, Kaufrausch, Substanzkonsum).
ADHS Stimulationssuche und Mangel an Aufmerksamkeitsfokus. Unmittelbare Befriedigung von Reizen, oft in Form von motorischer Unruhe oder unüberlegten Äußerungen.
Suchtverhalten Craving (Verlangen) nach der Substanz oder Handlung. Vermeidung von Entzugserscheinungen und schnelle Belohnung.

In der Psychotherapie ist es ein Hauptziel, Patienten darin zu schulen, den Impuls und die damit verbundene Anspannung wahrzunehmen und ihm nicht sofort nachzugeben, um eine funktionale Alternative zur impulsiven Handlung zu etablieren.

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