Klassische Konditionierung

Die Klassische Konditionierung ist ein grundlegendes Konzept der Lerntheorie und wurde maßgeblich vom russischen Physiologen Iwan Pawlow (Pawlowscher Hund) erforscht. Sie beschreibt einen Prozess, bei dem ein Organismus lernt, zwei Reize miteinander zu verknüpfen.

Das Grundprinzip: Assoziatives Lernen

Die Klassische Konditionierung ist eine Form des assoziativen Lernens, bei der ein neutraler Reiz durch wiederholte Koppelung mit einem bedeutsamen (unkonditionierten) Reiz die Fähigkeit erwirkt, eine bestimmte Reaktion (die nun konditionierte Reaktion) auszulösen.

Das Prinzip lässt sich anhand der vier Hauptkomponenten erklären:

1. Unkonditionierter Reiz (UCS) und Unkonditionierte Reaktion (UCR)

  • Unkonditionierter Reiz (UCS):
    Ein Reiz, der von Natur aus und ohne vorheriges Lernen eine spezifische Reaktion auslöst.

    • Beispiel: Futter für den Hund.
  • Unkonditionierte Reaktion (UCR):
    Die natürliche, angeborene Reaktion auf den UCS.

    • Beispiel: Speichelfluss beim Hund als Reaktion auf das Futter.

2. Konditionierter Reiz (CS)

  • Konditionierter Reiz (CS):
    Ein ursprünglich neutraler Reiz (NS), der keine spezifische Reaktion auslöst (z. B. ein Glockenton).
  • Prozess:
    Während der Akquisitionsphase (Lernphase) wird der neutrale Reiz (Glockenton) wiederholt kurz vor dem unkonditionierten Reiz (Futter) präsentiert. Der neutrale Reiz wird somit zum konditionierten Reiz.

3. Konditionierte Reaktion (CR)

  • Konditionierte Reaktion (CR):
    Die erlernte Reaktion, die nun durch den ehemals neutralen Reiz (CS) ausgelöst wird. Die CR ist oft, aber nicht immer, identisch mit der UCR.

    • Beispiel: Nach der wiederholten Koppelung löst der Glockenton (CS) allein den Speichelfluss (CR) beim Hund aus.

Wichtige Prozesse und Phänomene

FachbegriffErklärung
AkquisitionDie Lernphase, in der der neutrale Reiz wiederholt mit dem unkonditionierten Reiz gekoppelt wird, bis der konditionierte Reiz die Reaktion auslöst.
Extinktion (Löschung)Die Abschwächung der konditionierten Reaktion, wenn der konditionierte Reiz wiederholt allein (ohne den unkonditionierten Reiz) präsentiert wird. Die erlernte Verbindung wird schwächer.
SpontanerholungDas erneute, plötzliche Auftreten der konditionierten Reaktion nach einer Pause, selbst wenn die Extinktion bereits stattgefunden hatte.
ReizgeneralisierungDie Tendenz, auch auf Reize zu reagieren, die dem ursprünglichen konditionierten Reiz ähnlich sind (z. B. reagiert der Hund auch auf einen etwas anders klingenden Glockenton).
ReizdiskriminationDas Gegenstück zur Generalisierung: Die Fähigkeit zu lernen, nur auf den spezifischen konditionierten Reiz zu reagieren und ähnliche Reize zu ignorieren.

Die Klassische Konditionierung ist oft ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung von Angststörungen und Phobien.

In der Kognitiven Verhaltenstherapie nutzt man dieses Verständnis, um zu erklären, wie Ängste und Phobien entstehen (z. B. ein neutraler Ort wird durch ein Panikerlebnis zu einem angstauslösenden Reiz) und wie sie durch Expositionstherapie wieder gelöscht werden können.

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