Kognitive Defusion
Kognitive Defusion (engl. Cognitive Defusion) ist ein Schlüsselkonzept und eine therapeutische Technik der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), die zur dritten Welle der Kognitiven Verhaltenstherapie gehört.
Ziel der kognitiven Defusion ist es, die Verbindung (die „Fusion“) zwischen einer Person und dem Inhalt ihrer Gedanken zu lösen. Die Technik lehrt Klienten, Gedanken als das zu sehen, was sie sind: bloße mentale Ereignisse (Worte, Bilder, Geräusche) – und nicht als absolute, wörtliche Wahrheiten, Befehle oder zwingende Abbildungen der Realität.
Das Prinzip: Entschmelzung vom Gedanken
1. Kognitive Fusion
Im Zustand der Fusion ist der Mensch mit seinen Gedanken „verwachsen“. Der Gedanke wird als Wahrheit oder Regel empfunden, und das Verhalten wird automatisch von diesem Gedanken gesteuert.
- Beispiel für Fusion:
Denken Sie: „Ich bin ein Versager.“ Im Zustand der Fusion fühlen Sie sich nicht nur schlecht, sondern Sie glauben fest, dass diese Aussage Ihre Identität definiert, und Sie handeln entsprechend (z.B. Vermeidung von Herausforderungen).
2. Kognitive Defusion
Bei der Defusion wird ein Schritt zurückgetreten. Der Gedanke wird aus einer Beobachterperspektive betrachtet, wodurch seine Macht über Gefühle und Handlungen schwindet.
- Beispiel für Defusion:
Sie nehmen den Gedanken wahr als: „Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, ich sei ein Versager.“ Der Fokus liegt nun auf dem Prozess des Denkens und nicht auf dem Inhalt.
Beispiele für Defusions-Techniken
Therapeuten nutzen verschiedene Techniken, um Klienten zur Defusion anzuleiten:
- Prefix-Technik:
Fügt dem Gedanken einen Vorspann hinzu:- Statt: „Ich muss das perfekt machen.“ –> „Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, ich muss das perfekt machen.“
- Wiederholung:
Wiederholen Sie ein negatives Wort (z.B. „nutzlos“) schnell und laut für 30 Sekunden. Das Wort verliert seine emotionale Bedeutung und wird zu einem bloßen Geräusch. - Externalisierung:
Schreiben Sie den Gedanken auf einen Zettel, stellen Sie ihn auf den Tisch und betrachten Sie ihn als äußeres Objekt. - Verfremdung:
Singen Sie den Gedanken zur Melodie eines Kinderlieds, oder stellen Sie sich vor, der Gedanke werde von einer Zeichentrickfigur gesprochen.
Ziel
Ziel ist es nicht, den Gedanken zu eliminieren oder seinen Inhalt zu ändern (wie in der traditionellen KVT), sondern die Funktion des Gedankens zu verändern. Der Gedanke mag immer noch vorhanden sein, aber er steuert das Verhalten nicht mehr. Dies ist ein Kernelement der psychologischen Flexibilität in der ACT.
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