Kognitive Psychologie

Die Kognitive Psychologie ist ein zentrales und dominierendes Teilgebiet der Psychologie, das sich wissenschaftlich mit den inneren, mentalen Prozessen des Menschen befasst. Sie untersucht, wie Menschen Informationen erwerben, verarbeiten, speichern, abrufen und nutzen.

Im Kern geht es darum, die Prozesse zu verstehen, die zwischen dem Eintreffen eines Reizes (Input) und der Reaktion (Output) ablaufen, also die sogenannte „Black Box“ des menschlichen Geistes zu entschlüsseln.

Zentrale Untersuchungsbereiche

Die Kognitive Psychologie deckt eine Vielzahl fundamentaler menschlicher Fähigkeiten ab. Zu den wichtigsten Bereichen gehören:

1. Wahrnehmung (Perception)

  • Wie nehmen wir Reize aus der Umwelt auf, wählen sie aus und organisieren sie zu einem zusammenhängenden Bild der Realität?
  • Beispiele: Objekterkennung, Tiefenwahrnehmung, die Verarbeitung sensorischer Informationen.

2. Aufmerksamkeit (Attention)

  • Wie wählen wir relevante Informationen aus und blenden irrelevante aus?
  • Beispiele: Selektive Aufmerksamkeit (der Cocktail-Party-Effekt), geteilte Aufmerksamkeit (Multitasking) und Daueraufmerksamkeit (Vigilanz).

3. Gedächtnis (Memory)

  • Wie werden Informationen enkodiert, gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen?
  • Modelle: Das Mehrspeichermodell (sensorisches, Kurzzeit-/Arbeits- und Langzeitgedächtnis) ist zentral. Das Langzeitgedächtnis wird weiter in explizites (bewusstes) und implizites (unbewusstes) Gedächtnis unterteilt.

4. Sprache (Language)

  • Wie verstehen wir Sprache, produzieren sie und wie sind die zugrundeliegenden kognitiven Strukturen organisiert?
  • Bereiche: Spracherwerb, Sprachproduktion und Sprachverständnis.

5. Denken und Problemlösen (Thinking and Problem Solving)

  • Wie treffen wir Entscheidungen, lösen Probleme, treffen Urteile und bilden Konzepte?
  • Phänomene: Einsatz von Heuristiken (mentale Abkürzungen) und Urteilsfehlern bei Entscheidungen.

Das Informationsverarbeitungsmodell

Die Kognitive Psychologie verwendet oft die Analogie des Informationsverarbeitungsmodells (Information Processing Approach), das in den 1950er und 60er Jahren im Zuge der Kognitiven Wende aufkam.

  • Der Mensch wird als ein System betrachtet, das Informationen aufnimmt (Input), diese in verschiedenen Stufen verarbeitet und speichert und schließlich eine Antwort ausgibt (Output).
  • Diese Analogie war stark von der Entwicklung des Computers beeinflusst und erlaubte es Psychologen, mentale Prozesse wissenschaftlich und systematisch zu modellieren.

Bedeutung für die Klinische Psychologie

Die Kognitive Psychologie bildet die theoretische Grundlage für die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), dem am weitesten verbreiteten Psychotherapieverfahren.

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