Kognitive Therapie
Die Kognitive Therapie (KT) ist eine Psychotherapieform, die hauptsächlich darauf abzielt, krankmachende oder dysfunktionale Denkmuster (Kognitionen) zu erkennen, kritisch zu überprüfen und langfristig zu verändern. Sie wurde maßgeblich von Aaron T. Beck entwickelt, ursprünglich zur Behandlung von Depressionen.
In der modernen Psychotherapie ist die Kognitive Therapie in der Regel Teil des umfassenderen Konzepts der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), da Gedanken, Gefühle und Verhalten als untrennbar miteinander verbunden betrachtet werden.
Grundprinzipien der Kognitiven Therapie
Die Kognitive Therapie basiert auf der Annahme, dass Gedanken (Kognitionen) nicht nur eine Folge, sondern eine Ursache emotionaler Probleme sein können:
- Situation –> Kognition –> Emotion/Verhalten:
Nicht die Situation selbst löst ein Gefühl aus, sondern die Bewertung der Situation durch die Gedanken einer Person. - Dysfunktionale Kognitionen:
Psychische Störungen (wie Depressionen oder Angststörungen) gehen oft mit Denkfehlern oder kognitiven Verzerrungen einher (z. B. Schwarz-Weiß-Denken, selektive Wahrnehmung, Katastrophisieren). - Kognitive Triade (nach Beck):
Bei Depressionen ist das Denken typischerweise durch eine negative Sicht auf sich selbst, die Umwelt und die Zukunft gekennzeichnet.
Zentrale Methoden
Das Ziel der Therapie ist es, dem Patienten zu helfen, ein „Experte seiner selbst“ zu werden, indem er lernt, seine automatischen Gedanken zu identifizieren und zu korrigieren. Die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient wird dabei als „kollaborativer Empirismus“ bezeichnet.
- Identifikation Automatischer Gedanken:
Der Patient lernt, schnell auftretende, oft unbewusste negative Gedanken in bestimmten Situationen zu erkennen und zu protokollieren (z. B. mithilfe von Gedankenprotokollen oder Spaltentechniken). - Kognitive Umstrukturierung (Realitätsprüfung):
Der Patient wird angeleitet, seine automatischen Gedanken kritisch zu hinterfragen und deren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Dabei werden Fragen gestellt wie:- Gibt es Beweise für oder gegen diesen Gedanken?
- Welche realistischen Alternativen gibt es?
- Was ist das Schlimmste, das passieren könnte, und wie wahrscheinlich ist es?
- Sokratischer Dialog:
Der Therapeut setzt gezielte Fragen (wie oben) ein, um den Patienten selbst zur Erkenntnis und Neubewertung seiner Denkmuster zu führen, anstatt ihm einfach eine andere Sichtweise zu präsentieren. - Verhaltensexperimente:
Um die neuen, realistischeren Kognitionen zu festigen, werden diese aktiv in der Realität überprüft. Der Patient führt geplante Aktionen durch, um zu sehen, ob die befürchtete negative Konsequenz tatsächlich eintritt.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die Kognitive Verhaltenstherapie ist heute das gängige Verfahren und integriert die Kognitive Therapie mit den verhaltensmodifizierenden Ansätzen der klassischen Verhaltenstherapie.
Verfahren | Fokus | Methode |
Kognitive Therapie (KT) | Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Einstellungen. | Kognitive Umstrukturierung, Sokratischer Dialog, Gedankenprotokolle. |
Verhaltenstherapie (VT) | Veränderung dysfunktionalen Verhaltens durch Lernprozesse. | Expositionsübungen (Konfrontation), Verhaltensaktivierung, Entspannungstechniken. |
Die Kognitive Verhaltenstherapie kombiniert diese Ansätze: Erkennt der Patient durch Kognitive Therapie seine Denkfehler, kann er mithilfe von verhaltenstherapeutischen Methoden neue Verhaltensweisen erproben und festigen.
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