Kognitives Modell
Das Kognitive Modell ist das zentrale Erklärungs- und Behandlungsmodell der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und beruht auf der Grundannahme des Kognitivismus.
Es beschreibt, dass psychische Störungen und emotionales Leid nicht direkt durch äußere Ereignisse verursacht werden, sondern durch die Art und Weise, wie eine Person diese Ereignisse interpretiert und bewertet.
Kernannahme des Kognitiven Modells
Das Modell ersetzt das einfache Reiz-Reaktions-Schema des Behaviorismus durch einen Zwischenschritt – die Kognition. Dies wird oft in der A-B-C-Logik (nach Albert Ellis) oder im kognitiven Dreieck (nach Aaron Beck) dargestellt.
1. Die A-B-C-Kette
- Activating Event (Auslösendes Ereignis): Eine Situation oder ein Reiz in der Umwelt.
- Belief (Kognition/Bewertung): Die Gedanken, Überzeugungen und Interpretationen, die der Mensch zu A hat.
- Consequence (Konsequenz): Die daraus resultierende Emotion und das Verhalten.
Kernaussage: A verursacht nicht direkt C. Vielmehr ist es B, das die emotionale Reaktion C maßgeblich bestimmt.
Beispiel:
-
- A (Ereignis): Ein Kollege grüßt nicht.
- B (Dysfunktionale Kognition): „Er mag mich nicht. Ich bin inkompetent.“ (Fehlinterpretation)
- C (Konsequenz): Traurigkeit, Angst, sozialer Rückzug.
Struktur des Kognitiven Modells (Nach Aaron Beck)
Das Modell der KVT unterteilt Kognitionen in drei Hierarchieebenen, die erklären, wie dysfunktionales Denken entsteht:
a) Automatisierte Gedanken
Dies sind die oberflächlichsten, schnellsten und spontansten Gedanken, die in einer spezifischen Situation auftreten (z. B. „Das schaffe ich nie“). Sie sind oft negativ, verzerrt und direkt mit der emotionalen Reaktion verbunden.
b) Dysfunktionale Grundannahmen (Regeln)
Dies sind die bewussten oder halb-bewussten Lebenseinstellungen und Verhaltensregeln, die Menschen aufstellen, um sich sicher zu fühlen oder um ihren Selbstwert zu erhalten. Sie sind oft in der Form von „Wenn-Dann“-Regeln formuliert.
Beispiel: „Wenn ich Fehler mache, dann werde ich abgelehnt.“ oder „Ich muss perfekt sein, um geliebt zu werden.“
c) Kognitive Schemata (Grundüberzeugungen)
Dies ist die tiefste, stabilste und unbewusste Ebene des kognitiven Modells. Schemata sind globale, absolute Überzeugungen über sich selbst, die Welt und die Zukunft (die sogenannte Kognitive Triade bei Depressionen). Diese Schemata entstehen oft in der Kindheit.
Beispiel: „Ich bin wertlos.“ oder „Die Welt ist gefährlich.“
Anwendung und Therapie
Das Ziel der kognitiven Therapie ist es, die Patienten darin zu unterstützen, die Zusammenhänge in ihrer A-B-C-Kette zu erkennen und ihre dysfunktionalen Kognitionen zu verändern.
- Identifikation:
Den Patienten helfen, ihre automatischen negativen Gedanken in spezifischen Situationen zu erkennen. - Hinterfragung (Sokratischer Dialog):
Die Gedanken und Grundannahmen werden mithilfe von Fragen auf ihre Realitätstauglichkeit und Nützlichkeit überprüft (z. B. „Welche Beweise sprechen für diesen Gedanken? Welche dagegen?“). - Umstrukturierung:
Erarbeitung und Einübung realistischerer, funktionalerer Gedanken und Schemata.
Das Kognitive Modell erklärt somit, dass eine Veränderung der Interpretation (B) zu einer Veränderung der Emotionen und des Verhaltens (C) führt.
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