Konfrontation

Unter Konfrontation in der Psychotherapie versteht man die gezielte, kontrollierte und wiederholte Aussetzung (Exposition) eines Patienten gegenüber den Situationen, Objekten oder inneren Reizen, die bei ihm Ängste, Panik oder Ekel auslösen.

Diese Methode ist ein Kernstück der Verhaltenstherapie und gilt als die effektivste Behandlung von Angststörungen, Phobien und Zwangsstörungen.

Das Prinzip der Konfrontationstherapie

Das Ziel der Konfrontation ist es, die Vermeidung zu durchbrechen. Patienten mit Angststörungen neigen dazu, angstauslösende Situationen oder Objekte zu meiden, was die Angst langfristig aufrechterhält und verstärkt.

Durch die Konfrontation sollen zwei zentrale Lernerfahrungen ermöglicht werden:

  1. Habituation (Gewöhnung):
    Der Patient erlebt, dass die Angst nicht ins Unendliche steigt, sondern nach einer anfänglichen Spitze von selbst abflacht, wenn er lange genug in der Situation bleibt und nicht flüchtet. Das Gehirn lernt, dass keine tatsächliche Gefahr besteht.
  2. Kognitive Neubewertung:
    Die schlimmsten Befürchtungen des Patienten (z. B. „Ich werde ohnmächtig“, „Ich werde die Kontrolle verlieren“) treten nicht ein. Diese korrigierende Erfahrung führt zu einer neuen, realistischeren Einschätzung der Situation.

Formen der Konfrontation

Die Konfrontation (Exposition) wird in unterschiedlichen Formen durchgeführt:

Form Erklärung Beispiel
In vivo (in der Realität) Der Patient stellt sich der angstauslösenden Situation direkt in der Wirklichkeit. Ein Arachnophobiker (Spinnenangst) nähert sich einer Spinne oder einem Terrarium mit Spinne.
In sensu (in der Vorstellung) Die Konfrontation findet nur in der Vorstellung des Patienten statt, oft durch detailliertes Erzählen der angstauslösenden Situation. Anwendung bei Traumata (PTBS) oder Ängsten, die in der Realität schwer herzustellen sind (z. B. Absturzängste).
Virtuell Der Patient erlebt die Situation mithilfe von Virtual Reality (VR)-Technologie. Ein Patient mit Höhenangst (Akrophobie) steht auf einem virtuellen Hochhausdach.

Intensität der Konfrontation

Die Exposition kann auch nach der Intensität der Reizdarbietung unterschieden werden:

  • Graduierte Konfrontation (schrittweise):
    Der Patient nähert sich dem Angstauslöser in kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten (z. B. anhand einer zuvor erstellten Angsthierarchie).
  • Flooding (Reizüberflutung):
    Der Patient wird sofort und ohne vorherige schrittweise Annäherung mit dem maximal angstauslösenden Reiz konfrontiert. Dies wird nur unter strenger therapeutischer Kontrolle eingesetzt, da es sehr intensiv ist.

Wichtig: Konfrontationstherapie wird immer von einem Therapeuten vorbereitet und begleitet, um einen sicheren Rahmen zu gewährleisten und sicherzustellen, dass das Vermeidungsverhalten tatsächlich unterlassen wird.

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