Kontrolle

In der Psychologie spielt das Konzept der Kontrolle eine zentrale Rolle, da das Bedürfnis, die eigene Umwelt und das eigene Leben beeinflussen zu können, als eines der fundamentalen psychologischen Grundbedürfnisse gilt.

Kontrolle als psychologisches Grundbedürfnis

Psychologen wie Klaus Grawe (Konsistenztheorie) und Vertreter der Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan) betrachten das Streben nach Kontrolle, Orientierung und Selbstbestimmung als essenziell für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden.

  • Definition:
    Das Bedürfnis nach Kontrolle ist das Verlangen, sich als kompetent und wirksam zu erleben, das heißt, durch das eigene Handeln Ergebnisse herbeizuführen und aufrechtzuerhalten, die mit den eigenen Zielen vereinbar sind.
  • Folgen bei Nichterfüllung:
    Eine dauerhafte Frustration dieses Bedürfnisses – etwa durch wiederholtes Erleben von Machtlosigkeit oder Hilflosigkeit angesichts unbeeinflussbarer Ereignisse – kann zu psychischen Belastungen, depressiven Verstimmungen oder der Entwicklung von Angst– und Zwangsstörungen führen.

Der Locus of Control (Kontrollüberzeugung)

Ein Schlüsselkonzept in der Erforschung der Kontrolle ist der Locus of Control (Kontrollüberzeugung), eingeführt vom Psychologen Julian B. Rotter. Er beschreibt die subjektive Annahme eines Menschen darüber, ob die Ergebnisse seines Lebens durch die eigenen Handlungen oder durch äußere Faktoren bestimmt werden.

Dimension Überzeugung Verhalten und Implikationen
Internaler Locus of Control (Interne Kontrollüberzeugung) Die Person glaubt, dass sie ihr Leben und ihre Ergebnisse selbst kontrolliert (durch Anstrengung, Fähigkeiten, Entscheidungen). Positiv korreliert mit höherer Motivation, besseren Schulleistungen, aktiver Stressbewältigung und psychischer Gesundheit (Resilienz). Die Person übernimmt Verantwortung.
Externaler Locus of Control (Externe Kontrollüberzeugung) Die Person glaubt, dass ihr Leben von äußeren Faktoren (Zufall, Schicksal, mächtige Andere, Umstände) bestimmt wird. Negativ korreliert mit psychischer Gesundheit. Führt oft zu Passivität, Hilflosigkeit, weniger Anstrengung bei Herausforderungen und kann Hoffnungslosigkeit und Depression begünstigen (ähnlich der erlernten Hilflosigkeit).

Abgrenzung zur Selbstwirksamkeit

Der Locus of Control unterscheidet sich von der Selbstwirksamkeitserwartung (Konzept von Albert Bandura):

Konzept Fokus der Überzeugung
Locus of Control (Kontrollüberzeugung) Ob eine Veränderung der Situation durch Handeln überhaupt möglich ist.
Selbstwirksamkeitserwartung Ob die Person selbst die notwendigen Fähigkeiten besitzt, um eine theoretisch mögliche Veränderung auch tatsächlich umzusetzen.

Beide Konzepte sind jedoch eng miteinander verbunden und gelten als wichtige personale Gesundheitsressourcen für die Bewältigung von Stress und die Förderung des Wohlbefindens.

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