Locus of Control (LoC)

Der Locus of Control (LoC), im Deutschen als Kontrollüberzeugung bezeichnet, ist ein wichtiges Konzept in der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie.

Es beschreibt die generalisierte Erwartungshaltung eines Individuums darüber, ob Ereignisse und Ergebnisse in seinem Leben (Belohnungen oder Misserfolge) hauptsächlich durch die eigenen Handlungen und Fähigkeiten oder durch äußere Umstände bestimmt werden.

Das Konzept wurde maßgeblich von dem Psychologen Julian B. Rotter (1966) im Rahmen seiner Sozialen Lerntheorie entwickelt.

Die zwei Dimensionen des Locus of Control

Der Locus of Control wird als ein Kontinuum betrachtet, das zwischen zwei Extrempolen liegt:

1. Internaler Locus of Control (Interne Kontrollüberzeugung)

  • Überzeugung:
    Das Individuum glaubt, dass die Ergebnisse seines Lebens – Erfolg und Misserfolg – in erster Linie auf eigene Anstrengung, Fähigkeiten, Entscheidungen und Verantwortlichkeit zurückzuführen sind.

  • Haltung:
    „Ich kann mein Schicksal steuern.“

  • Folge:
    Führt oft zu höherer Motivation, proaktivem Verhalten, besserer Stressbewältigung und besserem Gesundheitsverhalten, da die Person überzeugt ist, dass ihre Handlungen eine Wirkung haben.

Beispiel: Eine Person mit internem LoC schreibt eine schlechte Prüfung der Tatsache zu, dass sie nicht genug gelernt hat, und plant, beim nächsten Mal mehr Zeit zu investieren.

2. Externaler Locus of Control (Externe Kontrollüberzeugung)

  • Überzeugung:
    Das Individuum glaubt, dass die Ergebnisse seines Lebens von äußeren Faktoren bestimmt werden, die sich seiner Kontrolle entziehen. Dazu gehören Glück, Pech, Schicksal, Zufall oder mächtige andere Personen.

  • Haltung:
    „Was passiert, liegt nicht in meiner Hand.“

  • Folge:
    Kann zu Gefühlen der Machtlosigkeit und erlernter Hilflosigkeit führen. Diese Personen sind oft weniger geneigt, aktiv zu werden oder gesundheitsförderndes Verhalten zu zeigen, da sie keinen Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und dem Ergebnis sehen.

Beispiel: Dieselbe Person schreibt die schlechte Prüfung dem Pech oder der Unfairness des Lehrers zu.

Relevanz in der Psychologie

Der Locus of Control ist ein wichtiger Prädiktor für verschiedene psychologische und Verhaltensmerkmale:

  1. Motivation und Leistung:
    Personen mit einem internalen LoC zeigen in der Regel bessere Studien- und Arbeitsleistungen, da sie überzeugt sind, dass sich Anstrengung auszahlt.

  2. Gesundheitsverhalten:
    Internale Kontrollüberzeugung korreliert mit einem besseren Gesundheitsverhalten (z. B. gesündere Ernährung, regelmäßige Bewegung, Befolgung ärztlicher Anweisungen).

  3. Klinische Psychologie:
    Ein stark externer LoC wird häufig mit psychischen Störungen wie Depressionen (Gefühl der Hoffnungslosigkeit) und Angststörungen (Angst vor unkontrollierbaren äußeren Ereignissen) in Verbindung gebracht.

  4. Psychotherapie:
    Die Stärkung eines realistischen, internalen LoC ist oft ein Therapieziel, insbesondere in der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Patienten lernen, die Kontrolle über ihr Denken und Handeln zurückzugewinnen und Attributionen (Ursachenzuschreibungen) zu verändern.

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