Major Depression
In der Psychologie und Psychiatrie ist die Major Depression (auch als schwere depressive Episode oder klinische Depression bezeichnet) eine der häufigsten und schwerwiegendsten psychischen Störungen. Sie ist eine spezifische Unterform oder genauer gesagt, die Hauptform der depressiven Störungen und durch eine mindestens zweiwöchige Periode gekennzeichnet, in der eine signifikante Veränderung des Affekts, der Kognition und des Antriebs auftritt.
Zentrale Symptomatik und Diagnosekriterien
Die Diagnose einer Major Depression erfolgt nach den Kriterien des DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) oder der ICD-11 (International Classification of Diseases).
Um die Kriterien für eine Major Depression zu erfüllen, müssen die Symptome über die meiste Zeit des Tages, fast jeden Tag, mindestens zwei Wochen lang anhalten und eine klinisch signifikante Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit verursachen.
1. Kernsymptome
Mindestens eines der folgenden zwei Symptome muss vorliegen:
- Gedrückte Stimmung:
Tiefe Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder das Gefühl der Leere, oft begleitet von häufigem Weinen. - Interessenverlust und Freudlosigkeit (Anhedonie):
Deutlich vermindertes Interesse oder Freude an fast allen oder allen Aktivitäten.
2. Weitere Symptome
Zusätzlich müssen mindestens vier weitere Symptome aus der folgenden Liste vorhanden sein, sodass insgesamt mindestens fünf Symptome vorliegen:
- Gewichtsveränderungen:
Deutliche Gewichtsabnahme (ohne Diät) oder Gewichtszunahme, oder veränderter Appetit. - Schlafstörungen:
Insomnie (Schlaflosigkeit) oder Hypersomnie (übermäßiges Schlafen). - Psychomotorische Agitation oder Retardierung:
Beobachtbare Unruhe (z. B. Getriebenheit, Zupfen an der Kleidung) oder Verlangsamung (z. B. verlangsamte Sprache, Bewegungen). - Müdigkeit oder Energieverlust:
Fast ständige Erschöpfung ohne ersichtlichen Grund. - Gefühl der Wertlosigkeit oder übermäßige, unangemessene Schuldgefühle.
- Verminderte Konzentrationsfähigkeit oder Unentschlossenheit.
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizidgedanken.
Ätiologie (Ursachen)
Die Major Depression ist multikausal. Das biopsychosoziale Modell integriert die wichtigsten Ätiologiefaktoren:
- Biologische Faktoren:
Genetische Prädisposition, Dysregulation von Neurotransmittern (insbesondere Serotonin, Noradrenalin und Dopamin), sowie strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn (z. B. im Hippocampus oder präfrontalen Kortex). - Psychologische Faktoren:
- Kognitive Triade (nach Beck):
Negative Sicht auf sich selbst, die Welt und die Zukunft. - Erlernte Hilflosigkeit (Seligman):
Das Gefühl, keine Kontrolle über negative Lebensereignisse zu haben. - Dysfunktionale Schemata:
Tief verwurzelte, negative Überzeugungen, die die Anfälligkeit erhöhen.
- Kognitive Triade (nach Beck):
- Soziale Faktoren:
Kritische Lebensereignisse (Verlust, Trennung), chronischer Stress, soziale Isolation und mangelnde soziale Unterstützung.
Behandlung
Die Behandlung der Major Depression ist in der Regel eine Kombinationstherapie und richtet sich nach dem Schweregrad:
- Psychotherapie:
Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) und die Psychodynamische Therapie sind die am besten untersuchten und wirksamsten Verfahren. Sie zielen darauf ab, negative Denkmuster und dysfunktionale Verhaltensweisen zu ändern. - Pharmakotherapie:
Der Einsatz von Antidepressiva (z. B. SSRI, SNRI) zur Regulierung des Neurotransmitterhaushalts. - Andere biologische Verfahren:
Bei schweren oder therapieresistenten Depressionen können Verfahren wie die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) oder die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) in Betracht gezogen werden.