Neurotransmitter

Neurotransmitter (auch Überträgerstoffe) sind chemische Botenstoffe, die Informationen über den synaptischen Spalt von einer Nervenzelle (Neuron) zur nächsten übertragen. Sie spielen eine grundlegende Rolle bei der Regulierung nahezu aller psychischer Prozesse, einschließlich Stimmung, Kognition, Schlaf, Lernen, Gedächtnis und Emotionen.

Funktion und Mechanismus

Neurotransmitter sind der Schlüssel zur Kommunikation im Nervensystem:

  1. Synthese:
    Sie werden im Endknöpfchen des präsynaptischen Neurons hergestellt und in Vesikeln gespeichert.
  2. Freisetzung:
    Ein elektrischer Impuls (Aktionspotenzial) erreicht das Endknöpfchen und veranlasst die Freisetzung der Neurotransmitter in den synaptischen Spalt.
  3. Bindung:
    Die Transmitter binden an spezifische Rezeptoren auf der postsynaptischen Zelle.
  4. Effekt:
    Die Bindung löst eine Reaktion in der Empfängerzelle aus.
    Neurotransmitter können entweder erregend (exzitatorisch) wirken (die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die postsynaptische Zelle feuert) oder hemmend (inhibitorisch) wirken (die Wahrscheinlichkeit senken).
  5. Deaktivierung:
    Nach der Übertragung werden die Transmitter schnell durch Enzyme abgebaut oder von der präsynaptischen Zelle wieder aufgenommen (Reuptake), um die Signalübertragung zu beenden.

Wichtige Neurotransmitter und ihre psychologische Bedeutung

Eine Dysregulation dieser Systeme steht im Zentrum vieler psychischer Störungen.

Neurotransmitter Hauptfunktion Psychologische Relevanz und Störungen
Serotonin (5-HT) Stimmung, Schlaf, Appetit, Impulsivität Mangel assoziiert mit Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen und Aggression. Viele Antidepressiva (SSRI) erhöhen die Serotonin-Verfügbarkeit im synaptischen Spalt.
Dopamin (DA) Belohnung, Motivation, Bewegung, Aufmerksamkeit Zentral für das Belohnungssystem und Suchtverhalten. Überaktivität in bestimmten Hirnregionen mit Psychosen (z.B. Schizophrenie) assoziiert; Mangel mit Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) und motorischen Störungen (z.B. Parkinson).
Noradrenalin (NA) Wachheit, Erregung (Arousal), Stressreaktion Spielt eine Rolle im Kampf-oder-Flucht-System. Dysregulation beteiligt an Angststörungen und der Stressreaktion.
GABA (Gamma-Aminobuttersäure) Wichtigster hemmender Neurotransmitter Wirkt beruhigend und angstlösend. Mangel oder reduzierte Funktion mit erhöhter Angst und Schlafstörungen assoziiert. Anxiolytika (z.B. Benzodiazepine) verstärken die Wirkung von GABA.
Glutamat Wichtigster erregender Neurotransmitter Essentiell für Lernen und Gedächtnis. Übermäßige Aktivität kann neurotoxisch sein (Schädigung von Neuronen).
Acetylcholin (ACh) Muskelkontrolle, Lernen, Gedächtnis Beteiligt an Schlaf-Wach-Zyklen. Reduzierte Funktion mit kognitiven Beeinträchtigungen bei Alzheimer-Krankheit assoziiert.

Klinische Relevanz in der Psychopharmakologie

Das Verständnis der Neurotransmitter-Systeme ist die Grundlage der Psychopharmakologie. Die meisten Medikamente zur Behandlung psychischer Störungen zielen darauf ab, das Gleichgewicht dieser Botenstoffe im Gehirn zu korrigieren:

  • Antidepressiva (SSRI, SNRI):
    Blockieren die Wiederaufnahme (Reuptake) von Serotonin und/oder Noradrenalin, um deren Konzentration im synaptischen Spalt zu erhöhen.
  • Antipsychotika:
    Blockieren in der Regel Dopamin-Rezeptoren, um die Dopamin-Überaktivität bei Psychosen zu reduzieren.
  • Anxiolytika:
    Verstärken die hemmende Wirkung von GABA, um die neuronale Erregung zu dämpfen und Angst zu reduzieren.
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