Parasympathikus

Der Parasympathikus ist der zentrale Akteur für Entspannung, Regeneration und Erholung. Er ist der beruhigende Gegenspieler des Sympathikus im Vegetativen Nervensystem und wird oft als das „Ruhe-und-Verdauen„-System (Rest and Digest) bezeichnet.

Funktion und psychologische Rolle

Die Hauptfunktion des Parasympathikus ist die Wiederherstellung von Energiereserven und die Rückführung des Organismus in einen Zustand der Ruhe nach einer Belastung. Diese Wirkung wird als trophotrop (aufbauend/regenerierend) bezeichnet.

Psychologischer KontextKörperliche Reaktion (Parasympathikus-Aktivierung)
Ruhe und SicherheitVerlangsamung der Herzfrequenz und Senkung des Blutdrucks.
EntspannungBeruhigung der Atmung (Flacher und langsamer).
Erholung und AufbauFörderung der Verdauung (Anregung der Darmbewegung und der Sekretion von Verdauungssäften).
ErregungsleitungVerengung der Pupillen (Miosis), um das Auge bei der Nahsicht zu entlasten.

Der wichtigste Nerv des Parasympathikus ist der Vagusnerv (Nervus vagus), der vom Gehirn zu fast allen inneren Organen verläuft. Seine Aktivierung wird oft mit einem Gefühl von Wohlbefinden und innerer Sicherheit verbunden (siehe auch Polyvagal-Theorie).

Bedeutung für die psychische Gesundheit

Ein aktiver und gut regulierter Parasympathikus ist essenziell für die psychische Gesundheit:

  • Stressbewältigung:
    Nach Stressreaktionen sorgt der Parasympathikus für die rasche Rückkehr zur Homöostase (inneres Gleichgewicht) und verhindert so, dass der Organismus in einem chronischen Alarmzustand verharrt.
  • Emotionsregulation:
    Er unterstützt die Emotionskontrolle, da die beruhigten Körperfunktionen es dem Gehirn ermöglichen, Reize rationaler zu verarbeiten.
  • Resilienz:
    Die Fähigkeit, sich nach einer Belastung schnell zu regenerieren (ausgedrückt durch eine hohe Herzratenvariabilität – HRV), ist ein wichtiger Indikator für psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz).

Therapeutische Relevanz

In der Psychotherapie und Psychosomatik wird oft versucht, den Parasympathikus bewusst zu stärken, um psychische und psychosomatische Symptome (z. B. bei Angststörungen, chronischem Stress, Schlafstörungen) zu lindern:

  • Entspannungstechniken:
    Atemübungen (langsames Ausatmen), Achtsamkeit und Yoga zielen direkt darauf ab, den Vagusnerv zu aktivieren und die parasympathische Reaktion zu fördern.
  • Kognitive Verhaltenstherapie:
    Indem die kognitive Bewertung von Stresssituationen verändert wird, kann die unwillkürliche sympathische Überreaktion reduziert werden, wodurch der Parasympathikus seinen regulierenden Einfluss besser entfalten kann.
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