Persönlichkeitsentwicklung
In der Therapie bezieht sich Persönlichkeitsentwicklung auf einen tiefgreifenden, strukturellen Prozess, bei dem Klienten grundlegende Muster ihres Denkens, Fühlens, Verhaltens und ihrer Beziehungsgestaltung verändern. Es geht über die reine Beseitigung von Symptomen hinaus und zielt auf eine Entwicklung von kognitiven und emotionalen Fähigkeiten und die Erweiterung des Verhaltensrepertoires der gesamten Person ab.
Kernziele der Persönlichkeitsentwicklung in der Therapie
Die Arbeit an der Persönlichkeit wird in den meisten modernen Therapieformen in ihrer Bedeutun für psychische Gesundheit und Wohlbefinden betont. Die wichtigsten Ziele sind:
1. Erhöhte Selbstkenntnis und Integration
- Klärung:
Innere Konflikte, dysfunktionale Schemata und wiederkehrende Verhaltensmuster werden aufgedeckt. - Kohärenz:
Übereinstimmung zwischen inneren Zielen, Werten und dem gezeigten Verhalten.
2. Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
- Interpersonelle Muster:
Klienten lernen, ihre typischen, oft konflikthaften Beziehungsmuster zu erkennen und zu korrigieren (z.B. Vermeidung, Klammern, Opferrolle). - Autonomie und Verbundenheit:
Die Fähigkeit, gesunde Balance zwischen Unabhängigkeit (Autonomie) und der Nähe zu anderen (Verbundenheit) zu finden, wird gestärkt.
3. Erweiterung der emotionalen und verhaltensbezogenen Flexibilität
- Emotionsregulation:
Die Fähigkeit, intensive Emotionen (Angst, Wut, Trauer) auszuhalten und konstruktiv zu regulieren, wird verbessert. - Verhaltensrepertoire:
Eingeschränkte oder starre Reaktionsweisen werden durch neue, flexiblere Bewältigungsstrategien (Coping) ersetzt, um besser auf die Anforderungen des Lebens reagieren zu können.
4. Stärkung der Selbstregulationsfähigkeiten
Dies bezeichnet die Fähigkeit des Individuums, die inneren Bedürfnisse, die Anforderungen der Umwelt und die eigenen Werte in Einklang zu bringen. Dazu gehört:
- Kognitive Distanzierung und Realitätsbezug:
Fähigkeit, eigene Gedanken als solche zu erkennen und von der äußeren Realität zu unterscheiden. - Emotionsregulation:
Fähigkeit, intensive Gefühle wahrzunehmen, zu benennen und auszuhalten, ohne destruktiv zu handeln - Frustrationstoleranz:
Fähigkeit, Unzufriedenheit und Hindernisse zu ertragen, ohne sofort aufzugeben oder dysfunktional zu reagieren. - Impulskontrolle:
Fähigkeit, unmittelbare Impulse zu steuern und langfristige Ziele zu verfolgen.
Abgrenzung zur Symptomreduktion
Persönlichkeitsentwicklung ist eine tiefgreifendere Zielsetzung als die reine Symptomreduktion:
| Zielsetzung | Fokus | Dauer |
| Symptomreduktion | Beseitigung akuter Beschwerden (z.B. Panikattacken, Schlafstörungen). | Kurz- bis mittelfristig. |
| Persönlichkeitsentwicklung | Veränderung der ursächlichen, zugrundeliegenden Muster und Strukturen. | Oft langwierig und umfassender. |
Die Therapie strebt idealerweise beides an: Zuerst die Linderung akuter Symptome und dann die strukturelle Entwicklung, um Rückfälle zu verhindern und eine dauerhaft höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
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