Persönlichkeitsstörung
Eine Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Gesundheitsstörung mit langanhaltenden, tiefgreifenden Mustern des Denkens, der Wahrnehmung, der Reaktion und Bezugnahme, die dazu führt, dass die jeweilige Person bzw. ihr Umfeld stark darunter leidet und/oder ihr Lebensalltag beeinträchtigt ist.
Persönlichkeitsstörungen betreffen überwiegend folgende Problembereiche
- Identität und Selbstbild: Menschen mit Persönlichkeitsstörung haben kein klares oder stabiles Selbstbild. Das heißt, ihr Selbstbild verändert sich je nach Situation und nach den Menschen, mit denen sie in Kontakt kommen. Beispielsweise können sie sich selbst abwechselnd als grausam oder freundlich betrachten. Oder manche ändern je nach Situation ihre Werte und Ziele. Zum Beispiel können sie in der Kirche tiefgläubig, aber außerhalb pietät- und respektlos sein. Das Selbstvertrauen kann irrational hoch oder niedrig sein.
- Beziehungen: Menschen mit Persönlichkeitsstörungen haben Schwierigkeiten, enge und feste Beziehungen zu knüpfen. Sie können anderen Personen gegenüber taktlos oder emotional distanziert sein oder keine Empathie empfinden.
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen verhalten sich häufig widersprüchlich, und dies kann verwirrend und frustrierend für Familienmitglieder, Freunde, Mitarbeiter und andere Menschen in ihrem Umfeld sein, auch für ihre medizinischen Fachkräfte. Ihr Erziehungsstil kann inkonsequent, distanziert, überemotional, missbräuchlich oder verantwortungslos sein, was zu körperlichen und/oder seelischen Problemen bei ihren Kindern führen kann.
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen können sich schwer damit tun, zu verstehen, wie sie sich auf vernünftige, sichere und akzeptable Weise im Beisein anderer verhalten sollen.
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen verstehen unter Umständen nicht, welche Rolle sie in Konflikten spielen und welche Auswirkung ihr Verhalten auf ihre Beziehungen hat.
Die 10 Persönlichkeitsstörungen können in 3 Gruppen (Cluster) unterteilt werden (A, B und C). Die Arten in jedem Cluster haben bestimmte Charakterzüge gemein, aber jede Störung hat auch ihre eigenen eindeutigen Merkmale.
Menschen mit Cluster-A-Störungen wirken schrullig oder exzentrisch. Cluster A umfasst folgende Persönlichkeitsstörungen, jede mit eigenen Unterscheidungsmerkmalen:
- Paranoider Typus (Misstrauisch und argwöhnend)
- Schizoider Typus (Desinteresse an anderen)
- Schizotypischer Typus (Sonderbare oder exzentrische Ideen und Verhalten)
Menschen mit Cluster-B-Störungen zeigen ein dramatisches, emotionales oder erratisches Verhalten. Cluster B umfasst folgende Persönlichkeitsstörungen, jede mit eigenen Unterscheidungsmerkmalen:
- Antisozialer Typus (Kann keine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, kümmert sich nicht um andere, täuscht und manipuliert andere zum eigenen Vorteil<)
- Borderline-Typus (Innere Leere, Angst davor, in Beziehungen verlassen zu werden, instabile Beziehungen, Probleme, Gefühle zu kontrollieren und impulsives Verhalten)
- Histrionischer Typus (Nach Aufmerksamkeit heischendes und dramatisches Verhalten)
- Narzisstischer Typus (Bewunderungsdrang, fehlendes Mitgefühl und ein überzogenes Selbstwertgefühl (Größenwahn))
Menschen mit Cluster-C-Störungen wirken unruhig oder ängstlich. Cluster C umfasst folgende Persönlichkeitsstörungen, jede mit eigenen Unterscheidungsmerkmalen:
- Ängstlich-vermeidender Typus (Vermeidung von zwischenmenschlichem Kontakt aufgrund der Angst vor Zurückweisungen)
- Abhängiger Typus (Unterwerfung und Abhängigkeit (aufgrund des Bedürfnisses, umsorgt zu werden))
- Zwanghafter Typus (Perfektionismus, Steifheit und Halsstarrigkeit)
Übergang zwischen Störung und Normalität
In wissenschaftlichen Kreisen wird seit langem der Übergang zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung diskutiert, da jeder Mensch charakteristische Persönlichkeitseigenschaften hat.
Von einer Störung der Persönlichkeit spricht man im allgemeinen dann, wenn bestimmte Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltensstile sehr stark ausgeprägt und gleichzeitig starr und unflexibel sind – wenn sie also in verschiedenen Situationen immer wieder auftreten, obwohl sie teilweise unangemessen oder wenig hilfreich sind.
Das entscheidende Kriterium für eine Persönlichkeitsstörung ist, dass jemand unter seinen Persönlichkeitsmerkmalen leidet und durch sie in seiner persönlichen, sozialen oder beruflichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Außerdem ist eine Störung der Persönlichkeit oft auch für die Mitmenschen belastend – was auch für den Betroffenen selbst zu typischen zwischenmenschlichen Problemen führt.
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen erleben ihr eigenes Denken und Handeln als Ich-synton, also als zu ihrer Person gehörig, stringent und richtig. Die Probleme unter denen sie leiden sehen sie häufig in der Aussenwelt begründet. Die Einsicht in den eigenen Problemanteil fehlt in den meisten Fällen, was in der Therapie von Persönlichkeitsstörungen eine Herausforderung darstellt.
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen suchen in der Regel auch nicht aus eigenem Antrieb eine Therapie auf, sondern weil sie partnerschaftliche, soziale oder berufliche Konflikte haben, unter denen Sie leiden.
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