Ressourcen

Insbesondere in der klinischen Psychologie und der Resilienzforschung bezeichnen Ressourcen alle inneren und äußeren Quellen von Stärke, Kraft und Unterstützung, die einem Individuum zur Bewältigung von Stress, Krisen und Herausforderungen zur Verfügung stehen.

Ressourcen sind entscheidend für die psychische Gesundheit, da sie als Schutzfaktoren wirken, die das Risiko der Entstehung psychischer Störungen senken.

Unterscheidung: Innere vs. Äußere Ressourcen

Man unterscheidet typischerweise zwischen Ressourcen, die in der Person selbst liegen, und solchen, die aus dem Umfeld stammen:

Kategorie Definition Beispiele
Innere Ressourcen Fähigkeiten, Einstellungen und Persönlichkeitseigenschaften, die der Person eigen sind. Selbstwirksamkeitserwartung, Optimismus, Resilienz, Humor, Problemlösefähigkeiten, Körperwahrnehmung, eigene Werte.
Äußere Ressourcen Unterstützung und Möglichkeiten, die aus dem sozialen und materiellen Umfeld stammen. Soziale Unterstützung (Familie, Freunde), finanzielle Sicherheit, Arbeitsplatz, Wohnsituation, Zugang zu Bildung/Gesundheitswesen.

Die Rolle der Ressourcen bei der Stressbewältigung

Nach dem Transaktionalen Stressmodell von Lazarus und Folkman spielen Ressourcen eine zentrale Rolle im Bewältigungsprozess (Coping):

  1. Primäre Bewertung:
    Die Situation wird als bedrohlich oder herausfordernd eingestuft.
  2. Sekundäre Bewertung:
    Die Person schätzt ihre Ressourcen ein, um festzustellen, ob sie die Anforderungen der Situation bewältigen kann.
  3. Coping:
    Die tatsächliche Bewältigungsstrategie hängt davon ab, ob die verfügbaren Ressourcen als ausreichend eingeschätzt werden.

Wenn die Anforderungen die Ressourcen übersteigen, führt dies zu chronischem Stress und kann das Risiko für Burnout oder psychische Störungen erhöhen.

Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie

Die Ressourcenaktivierung ist ein elementares Prinzip fast aller modernen psychotherapeutischer Schulen (insbesondere der Kognitiven Verhaltenstherapie und der Integrativen Psychotherapie nach Grawe).

Das therapeutische Vorgehen fokussiert sich nicht nur auf die Defizite oder Probleme des Klienten, sondern auf die bewusste Nutzung und Stärkung seiner vorhandenen Ressourcen:

  • Identifikation:
    Der Therapeut hilft dem Klienten, sich seiner erfolgreichen Bewältigungsstrategien aus der Vergangenheit und seiner aktuellen Stärken bewusst zu werden („Was hat Ihnen in früheren Krisen geholfen?“).
  • Aktivierung:
    Diese bewährten Fähigkeiten und positiven Eigenschaften werden gezielt reaktiviert und in die aktuelle Problembewältigung integriert.
  • Aufbau:
    Es werden neue Ressourcen aufgebaut und eingeübt, beispielsweise durch Soziale Kompetenztrainings (Aufbau äußerer Ressourcen) oder durch die Förderung von Achtsamkeit (Stärkung innerer Ressourcen).

Durch die Ressourcenaktivierung wird das Selbstwertgefühl gestärkt und die Selbstwirksamkeitserwartung erhöht, was dem Klienten ein Gefühl der Kontrolle über die Krise zurückgibt.

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