Rumination
In der Psychologie bezeichnet Rumination (deutsch: Grübeln) ein Muster wiederholter, passiver und negativer Gedanken, die sich um die eigene depressive Stimmung, deren mögliche Ursachen und Konsequenzen drehen, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen.
Der Begriff leitet sich vom lateinischen ruminare (wiederkäuen, grübeln) ab und beschreibt metaphorisch das ständige „Wiederkäuen“ von negativen Inhalten.
Charakteristika und Kernmerkmale
Rumination ist ein unkonstruktiver Denkprozess mit folgenden Merkmalen:
- Vergangenheitsorientiert:
Der Fokus liegt auf bereits geschehenen negativen Ereignissen, Misserfolgen oder Fehlern. - Abstrakter Inhalt:
Die Fragen drehen sich meist um das „Warum“ („Warum bin ich immer so?“, „Warum passiert mir das immer?“) anstatt um konkrete, lösungsorientierte Schritte („Wie“). - Passiv und unfreiwillig:
Die Gedanken drängen sich auf und werden als schwer kontrollierbar empfunden. Die Person verharrt im Denken, anstatt aktiv zu handeln. - Stimmungsverschlechternd:
Anstatt das Problem zu lösen, führt Rumination nachweislich zu einer Vertiefung der negativen Stimmung und verstärkt Gefühle der Hilflosigkeit und des geringen Selbstwerts.
Rumination und Psychische Störungen
Rumination gilt als wichtiger Risiko- und Aufrechterhaltungsfaktor für verschiedene psychische Erkrankungen:
- Depression:
Rumination ist eng mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen assoziiert. Wer grübelt, verlängert die depressive Episode und erhöht das Rückfallrisiko, da das Denkmuster die negativen kognitiven Schemata und die Niedergeschlagenheit verfestigt. - Angststörungen:
Obwohl Rumination typischer für Depressionen ist, kann sie auch bei Angststörungen vorkommen, oft im Zusammenhang mit Zwangsgedanken oder exzessiver Selbstkritik nach einer sozialen Situation.
Abgrenzung zur Sorge (Worry)
Rumination unterscheidet sich vom Sich-Sorgen (Worry), dem Hauptmerkmal der Generalisierten Angststörung (GAS):
| Merkmal | Rumination (Grübeln) | Worry (Sorgen) |
| Zeitfokus | Vergangenheit und Gegenwart (Ursachen, Konsequenzen) | Zukunft (potenzielle Bedrohungen, Unsicherheit) |
| Kernthema | Das eigene Leiden und die eigene Person („Warum ich?“) | Mögliche zukünftige Ereignisse („Was, wenn…“) |
| Assoziation | Stärker assoziiert mit Depression | Stärker assoziiert mit Angststörungen (GAS) |
Abgrenzung zur Ruminationsstörung (Essstörung)
Es gibt auch eine Ruminationsstörung (Rumination Disorder), die eine Essstörung beschreibt und nicht primär den psychologischen Grübelprozess meint. Hierbei handelt es sich um das wiederholte, mühelose Hochwürgen (Regurgitation) von Nahrung nach dem Essen, die dann wieder gekaut oder ausgespuckt wird. Diese Störung ist somatisch (körperlich) und psychologisch getrennt vom Grübeln zu betrachten, auch wenn beide Begriffe die gleiche lateinische Wurzel haben.
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