Schizotypische Persönlichkeitsstörung (STPS)
Die Schizotypische Persönlichkeitsstörung (STPS) ist eine psychische Störung, die zu den Cluster A–Persönlichkeitsstörungen („sonderbar, exzentrisch“) zählt. Sie ist durch ein tiefgreifendes Muster von Unbehagen in engen Beziehungen, verzerrten Kognitionen und Wahrnehmungen sowie exzentrischem Verhalten charakterisiert.
Im Gegensatz zur schizoiden Störung, bei der nur die Distanzierung im Vordergrund steht, weist die schizotypische Störung zusätzlich leichte, aber anhaltende „schizophrenienahe“ Symptome auf, ohne jedoch die vollen Kriterien einer Schizophrenie zu erfüllen.
Kernmerkmale und Symptome
Die Diagnose erfordert das Vorliegen eines überdauernden Musters, das durch eine Kombination von Defiziten in zwischenmenschlichen Beziehungen und Besonderheiten in Denken und Wahrnehmung gekennzeichnet ist (nach DSM-5 müssen mindestens fünf Kriterien erfüllt sein).
1. Kognitive und Wahrnehmungsverzerrungen
- Beziehungsideen:
Die Tendenz, harmlose oder neutrale Ereignisse auf sich selbst zu beziehen (z. B. der Glaube, dass eine Nachrichtensendung eine versteckte Botschaft für einen selbst enthält), ohne dass ein echter Beziehungswahn vorliegt. - Seltsame Überzeugungen und magisches Denken:
Überzeugungen, die nicht mit den kulturellen Normen übereinstimmen und das Verhalten beeinflussen (z. B. Aberglaube, Glaube an Hellseherei, Telepathie oder den „sechsten Sinn“). - Ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse:
Leichte Illusionen oder körperbezogene Illusionen (z. B. das Gefühl, eine „Präsenz“ zu spüren oder den eigenen Namen flüstern zu hören).
2. Zwischenmenschliche Defizite und Exzentrizität
- Soziales Unbehagen:
Ausgeprägte soziale Angst, die auch bei zunehmender Vertrautheit nicht abnimmt. Diese Angst ist primär auf paranoide Befürchtungen (Misstrauen gegenüber den Motiven anderer) zurückzuführen, nicht auf negative Selbstbeurteilung (wie bei der ängstlich-vermeidenden PS). - Mangel an engen Vertrauten:
Haben nur wenige oder keine engen Freunde außer Verwandten ersten Grades. - Seltsames, exzentrisches oder merkwürdiges Verhalten und Erscheinung.
- Inadäquater oder eingeschränkter Affekt:
Gefühlsausdruck wirkt unangemessen, kühl oder verflacht. - Seltsame Denk- und Sprechweise:
Die Sprache kann vage, umständlich, metaphorisch oder übergenau sein. - Argwohn oder paranoide Vorstellungen (jedoch kein Wahn).
Klassifikation (ICD-10 vs. DSM-5)
Es gibt einen wichtigen Unterschied in der Klassifikation:
System | Bezeichnung | Kodierung | Kontext |
ICD-10 (Deutschland) | Schizotype Störung | F21 | Wird nicht als Persönlichkeitsstörung (F60.-) klassifiziert, sondern unter den Schizophrenien und wahnhaften Störungen (F20-F29) geführt, da man eine engere Verwandtschaft zur Schizophrenie annimmt. |
DSM-5 (USA) | Schizotypische Persönlichkeitsstörung | 301.22 | Wird als Persönlichkeitsstörung im Cluster A eingeordnet. |
Trotz der unterschiedlichen Kategorisierung in den Systemen beschreiben beide im Wesentlichen das gleiche Störungsbild, das als schizophrenie-spektrum-Störung betrachtet wird.
Ursachen und Therapie
- Ursachen:
Es besteht eine starke genetische Komponente. Die STPS tritt häufiger bei Verwandten ersten Grades von Menschen mit Schizophrenie auf. Man geht davon aus, dass beide Störungen eine gemeinsame genetische Basis teilen, wobei die STPS eine mildere phänotypische Ausdrucksform darstellen könnte. - Therapie:
Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie und Medikation.- Psychotherapie:
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann helfen, die sozialen Ängste zu reduzieren und die verzerrten Gedanken (z. B. Beziehungsideen) zu modifizieren. Der Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung ist aufgrund des Misstrauens oft langwierig. - Medikamente:
Niedrig dosierte Antipsychotika können zur Behandlung der kognitiven und wahrnehmungsbezogenen Symptome (z. B. ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse) eingesetzt werden. Antidepressiva (insbesondere SSRIs) werden häufig bei komorbiden Depressionen oder starker sozialer Angst verschrieben.
- Psychotherapie: